Wandern Wolfgangsee: Ried – Falkenstein – Falkensteinkirche – Fürberg – Ochsenkreuz – Hochzeitskreuz

Bei einem Besuch am Wolfgangsee ist sie eigentlich Pflicht, die Wanderung auf dem alten Pilgerweg von St. Wolfgang bis St. Gilgen, vorbei am malerischen Falkensteinkircherl mit Kriechstein und Glockengeläut, der Quelle mit Heilwasser für die Augen und dem Ort, von dem aus der Heilige Wolfgang seine Axt bis nach St. Wolfgang geworfen hat.

Dazwischen nehmen wir noch am waxweichen Stein Platz und legen einen Stein für alle unsere Sünden am richtigen Ort ab.

Am Umkehrpunkt angelangt besuchen wir noch das berühmte Ochsenkreuz und schlendern am Ufer weiter bis zum Hochzeitskreuz, bevor wir wieder auf den Falkenstein aufsteigen und retour gehen.

Wer es lieber gemütlich hat, der geht nach Fürberg und steigt auf ein Schiff der Wolfgangsee-Schifffahrt auf und fährt so entlang des herrlichen Panoramas vom Falkenstein zurück nach St. Wolfgang.

Das Falkensteinkircherl - mit Durchschlüpfstein und Glockengeläut!
Das Falkensteinkircherl – mit Durchschlüpfstein und Glockengeläut!

Kurzfassung

Weglänge: 12 km

Höhenmeter Anstieg: 525 hm

Durchschnittliche Gehzeit: 4:30 – bedenkt hier immer, dass dies die reine Gehzeit ohne Pause ist! Am besten mal mit diesen Werten (und genügend Pufferzeit) vergleichen und so seine eigene Durchschnittszeit berechnen, kann schneller, aber natürlich auch langsamer sein!

Schwierigkeit: auf Waldwegen, der Abstieg ist doch etwas steiler – im Winter bei Glatteisgefahr Spikes mitnehmen!

Kondition: rauf – ein bisschen eben dahin – runter und dann wieder retour. Es kommen einige Höhenmeter zusammen, sie sind aber sehr fein verteilt!

Markierung: sehr gut markiert und total logisch!

Weg-Alternativen: Heimfahrt mit dem Wolfgangsee-Schiff! Sonst leider keine Alternativen – der in den Wanderkarten eingezeichnete Steig vorne nach dem Hochzeitskreuz war für uns nicht auffindbar.

Parken: am Wanderparkplatz- hier gibt es auch ein wunderhübsches WC!

Link: Parken

Landschaft/ Erlebnis/ Fotografie: Herrlich auf den Spuren des Heiligen Wolfgang, sehr idyllisch, eine der Wanderungen, die man am Wolfgangsee unbedingt gehen sollte!

Einkehr/ Rast: am vorderen Umkehrpunkt Gasthaus und viele Rastplätze am Weg

Unsere Wanderung über den Falkenstein

Von St. Wolfgang führt uns die Straße dem See entlang nach Ried – es ist eine schmale Straße, wo es bei Gegenverkehr sehr eng wird und man sicher an manchen Stellen zurück schieben muss. Uns begegnet auf der gesamten Strecke jedoch kein Auto. In Ried 4 findet ihr auf der rechten Seite den perfekten Parkplatz. Es ist für einige Autos Platz, jedoch ist es ein beliebter Ort, um das Auto abzustellen. Wenn ihr aber auf dem Weg weiterfahrt, dann seht ihr gleich gegenüber vom Spielplatz noch weitere Parkplätze. Vom ursprünglichen Parkplatz vorne sieht man sie nicht, daher diese Info für euch.

Bevor ihr nun los wandert ein besonderer Tipp: gleich hinter dem Parkplatz ist ein hübsches Holzhaus mit einer ebenso hübschen Toilette, der Pilgertoilette. Warum ich euch das erzähle? Der Weg nach Fürberg ist sehr beliebt, seitlich geht es meist steil hinauf und hinunter. „Büsche“ für zwischendurch sind mehr als rar. Am anderen Ende, wenn ihr wieder unten am Seeufer angelangt seid, findet ihr die nächste Toilette.

waxgleicher Stein und Hacklwurf-Kapelle vom Heiligen Wolfgang

So, aber nun los: wir folgen der Straße, auf der wir gekommen sind, weiter und bald geht es rechts einer Weide entlang Richtung Wald. Hier kurz stehenzubleiben und sich umzudrehen lohnt sich: der Blick auf den See ist sehr hübsch (und eine kleine Rast nach den ersten Höhenmetern ist ja auch ganz fein).

Perfekt markiert und auch von der Wegführung einfach gelangen wir zum ersten Punkt, der uns an den Heiligen Wolfgang erinnert. Es ist der waxgleiche Stein. Der müde Heilige soll hier auf diesem harten Stein gerastet haben, der unter seinem Körper weich und gemütlich wurde. Gerald hat es ausprobiert – bei uns leider nicht. Über ein Bächlein kommen wir nach einer gemütlichen Strecke zum Aufstieg auf den Falkenstein. Er führt bei einer Bank nach rechts hinauf und schlängelt sich gemächlich weiter bis zur Hacklwurf-Kapelle. Geht unbedingt hindurch auf den Platz, von wo aus der Heilige Wolfgang der Legende nach seine Hacke geschleudert hat. Respekt, ganz schön weit bis nach St. Wolfgang, rund vier Kilometer! In der Kapelle drinnen ist ein Stein, den es zu drehen gilt. Besonders für uns Frauen! Heißt es doch, dass wir, wenn wir es schaffen, den Stein dreimal herum zu drehen, einen guten Mann bekommen. Für mich kein Problem und den guten Mann, den hab ich zum Glück schon mehr als zwei Jahrzehnte an meiner Seite.

Eigentlich sind Toiletten ja nicht unser bevorzugtes Fotomotiv - die ist aber so schön!
Eigentlich sind Toiletten ja nicht unser bevorzugtes Fotomotiv – die ist aber so schön!
So hübsch und so sauber - besonder witzig ist ja der brauen Strich, oder?
So hübsch und so sauber – besonder witzig ist ja der brauen Strich, oder?
Perfekt markier von Beginn an!
Perfekt markier von Beginn an!
So ein geniales Wanderwetter, nicht zu heiß und Sonne pur!
So ein geniales Wanderwetter, nicht zu heiß und Sonne pur!
Der waxene Stein - gefühlt so unbequem wie jeder Stein. Aber wir sind ja nicht heilig...
Der waxene Stein – gefühlt so unbequem wie jeder Stein. Aber wir sind ja nicht heilig…
Ausblick hinunter zum See - schon ganz schön weit oben sind wir.
Ausblick hinunter zum See – schon ganz schön weit oben sind wir.
Nur mehr ein paar Schritte, dann sind wir an dem Ort vom Wurf der Hacke.
Nur mehr ein paar Schritte, dann sind wir an dem Ort vom Wurf der Hacke.

Nun sind wir auch schon am höchsten Punkt unserer Wanderung angelangt – ab jetzt geht es nur mehr bergab. Wir genießen diesen Teil nach dem Anstieg, wohl wissend: alles, das wir jetzt hinunter schlendern, müssen wir später auch wieder hinauf. Auf den Spuren des Heiligen folgt als nächstes der Ort, an dem der Teufel versucht haben soll, den Heiligen Wolfgang mit einem Stein zu erdrücken. Er ist am hinteren Ende einer kleinen Kapelle. Im Fels soll man die Andrücke von Kopf und Händen sehen. Eines ist auf jeden Fall klar für uns: ganz schön lange Arme muss er gehabt haben!

Heiliger Wolfgang und der Teufel – Abdrücke im Stein

Nach einem längeren Stück durch den Wald gelangen wir zu einer Lichtung. Am Beginn ist jene Quelle, die er selbst geschlagen haben soll. Das heilbringende Wasser soll bei Augenleiden helfen. Getreu dem Motto „Hilft es nicht, dann schadet es nicht!“ greifen wir zu und waschen unsere Augen. Wie immer: Gerald kostet das Wasser, da kann er nicht widerstehen. Geschmacklich 1a ist sein Urteil – ihr wisst ja, er ist da ein echter Experte. Schon von hier sehen wir es, das bekannte Falkenstein-Kircherl. Was für ein lieblicher Anblick, in strahlendem Weiß an den grauen, rauen Fels geschmiegt. Ihr kennt sicher die Sache mit dem Läuten, oder? Wenn man läutet und es kommen genau drei Schläge der Glocke, dann geht ein Wunsch in Erfüllung. Schon am Weg hierher erfreuten wir uns am Glockenklang – jetzt ist es so weit und wir können selbst läuten. Innen gibt es Kerzen zu kaufen – in Wallfahrtskirchen oder Kapellen, die wir bei unseren Wanderungen besuchen, freuen wir uns immer über diese Möglichkeit. Es gehört für uns dazu (deshalb haben wir immer ein paar Münzen im Wanderrucksack. Ok, auch falls ein Most- oder Weinbrunnen am Weg ist) hier ein Licht für unsere lieben Verstorbenen zu entzünden. Zwei Euro – vier Familien, passt perfekt. Ein paar Minuten verharren wir im Gedenken an unsere Großeltern, die schon im Himmel sind.

Dann geht es zum Durchschlüpfstein – hier lasse ich Gerald (wie bei den Quellen) gerne mal den Vortritt. Das hat zwei praktische Gründe: wenn er durchpasst, geht es auch bei mir und – nicht unwichtig – der Erste kassiert alle Spinnennetze samt Inhalt ab. Puh, ganz schön eng, es geht sich aber aus. So sind alle Krankheiten abgesteift und wir können weiter gehen.

Eben geht es nun dahin, der Aufstieg liegt hinter uns.
Eben geht es nun dahin, der Aufstieg liegt hinter uns.
Die heilige Quelle - versucht haben wir es! Hilft es nicht, schadet es nicht!
Die heilige Quelle – versucht haben wir es! Hilft es nicht, schadet es nicht!
Ja nicht aufs Läuten vergessen und durch den Stein schlüpfen!
Ja nicht aufs Läuten vergessen und durch den Stein schlüpfen!
Wir haben immer Kleingeld eingesteckt - Kerzerl für die Großeltern!
Wir haben immer Kleingeld eingesteckt – Kerzerl für die Großeltern!
Ja, eng wird´s und nieder - der Durchschlupfstein!
Ja, eng wird´s und nieder – der Durchschlupfstein!

Plötzlich fällt es uns wieder ein – darauf haben wir vergessen: einen Stein mitzubringen und hier bei der Kreuzigungs-Kapelle abzulegen. Eine Menge Steinen liegen hier, sie alle stehen für eine Last, die man herumschleppt hat und hofft, auf dem Pilgerweg von ihr befreit zu werden. Aber egal, Augen bereits mit Heilwasser besprengt, durch den Schlüpfstein gekrochen und die Glocke geläutet. Das ist schon ganz schön viel Gutes, das wir heute bekommen haben. Nicht zu vergessen, den guten Mann, den ich mir erdreht habe.

Hier könnt ihr einen Stein für eure Sünden ablegen.
Hier könnt ihr einen Stein für eure Sünden ablegen.

Hinunter geht es nun steiler bis nach Fürberg. Perfekte Zeit für eine Pause und die genießen wir erste Reihe im Gasthof mit Blick auf den See. Es ist einer jener warmen Herbsttage, wo alles nach draußen drängt und noch einmal die Sonne genießen möchte. So ist der Gastgarten bis auf den letzten Platz voll, aber die Ober bringen uns bald zu einem freien Tisch. Das System mit dem Zuteilen der Plätze durch einen Kellner finden wir klasse, alle stehen hintereinander beim Eingang und werden der Reihe nach zu Tisch geführt. Keine Drängelei, kein Vordrängen, perfekt.

So ist auch unser Essen – dicke Empfehlung von uns! Allzu lange bleiben wir nicht sitzen, das ist die einzige Sache, die ich am Herbst nicht mag: es wird einfach schnell dunkel und man muss die Zeit immer im Auge haben.

Für uns geht es nun zum berühmten Ochsenkreuz, das wohl eines der bekanntesten Fotomotive hier am Wolfgangsee ist. Die Sage dazu möchte ich euch kurz gefasst erzählen. Ein Fleischer war mit seinem Ochsen dem Ufer entlang zum Schlachter unterwegs, da scheute dieser über herabfallende Steine. Dabei stürzte das Tier in den See. Der Metzger konnte gerade noch den Ochsen am Schwanz fassen und wurde so mit in den See gerissen. Damals konnten die meisten Menschen noch nicht schwimmen – der Ochse aber schwamm bis zu dieser kleinen Insel und rettete so sich und dem Mann das Leben. Aus Dankbarkeit ließ der Fleischer hier diesen kleinen Bildstock errichten. Der Ochse musste nicht zum Schlachter und erfreute sich seines Lebens.

Dieser Wegabschnitt ist von der Beschaffenheit der schönste der heutigen Tour – ein feiner, einfacher Waldsteig, mal wurzelig, mal erdig. Zwischendurch sogar ein paar Stufen, wo wir immer an die Sächsische Schweiz mit den unendlich vielen Leitern denken müssen. Es gibt herrliche Rastplätze mit Bänken und Liegen. Perfekt auch, wenn man einfach mal nur die Seele baumeln lassen will und Entspannung sucht. Für uns aber – am späten Nachmittag – geht es ohne viel Pause weiter bis zum Hochzeitskreuz. Hier soll eine ganze Hochzeitsgesellschaft ertrunken sein, nur das Brautpaar konnte sich retten. Der Bräutigam ließ aus Dankbarkeit dieses Kreuz errichten.

Am See angelangt - und Zeit zum Einkehren!
Am See angelangt – und Zeit zum Einkehren!
Jeder Ausblick eine Augenweide - hier seht ihr schon das Ochsenkreuz!
Jeder Ausblick eine Augenweide – hier seht ihr schon das Ochsenkreuz!
Das berühmte Ochsenkreuz - eine liebe Geschichte!
Das berühmte Ochsenkreuz – eine liebe Geschichte!
So eine hübsche kleine Insel und so ein herrliches Farbenspiel des Wassers
So eine hübsche kleine Insel und so ein herrliches Farbenspiel des Wassers
Fast der schönste Anblick, oder?
Fast der schönste Anblick, oder?
Steine zum Platteln oder zum Draufstehen!
Steine zum Platteln oder zum Draufstehen!
Wer nicht mehr zurück gehen mag, der nimmt das Schiff!
Wer nicht mehr zurück gehen mag, der nimmt das Schiff!

Auf den Karten ist ein Steig vorne beim Hochzeitskreuz hoch zum Hinweg eingezeichnet – nur leider gibt es ihn nicht oder zumindest ist er nicht mehr markiert. Angesichts der Uhrzeit gehen wir daher auf Nummer Sicher und wählen unseren Rückweg wie den Hinweg. Dazu folgen wir zuerst den Wegweisern zurück auf einem breiten Waldweg – wer keine Steige mag, der kann über diesen das Hochzeitskreuz erreichen – und dann unseren gewohnten Weg Richtung Sankt Wolfgang. Dieser Aufstieg ist knackiger, aber auch kürzer. So sind wir schnell am höchsten Punkt angelangt und es geht schon wieder bergab. Jetzt ist der Wald schon menschenleer, herrlich, dass wir die einzelnen Stationen nun für uns alleine haben. Besonders die Lichtung mit der Kirche und dem kleinen Teich gleich einem Himmelsauge ist so noch beeindruckender. Stille um uns, nur der Herbstwald, wo immer wieder ein Blatt geräuschlos zu Boden fällt. Einzig das Rascheln der Blätter, über die wir gehen. So liebe ich die Natur am meisten, still und ungestört. Wo sie wirken kann einzig durch ihr Sein. Ehrlich gesagt, genieße ich den Rückweg noch mehr als den Hinweg. In Ried scheint sogar noch die Sonne, als wir entlang der Weide absteigen. Was für eine inspirierende Wanderung, was für liebliche Orte und was für spannende Gschichtln. Ja, eine 5-Sterne-deluxe-Wanderung!

Tourdaten

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