Wandern Alpen: am Hochkar von der Talstation zum Gipfelkreuz
Hochkar? Da denken wir an ein schneesicheres abwechslungsreiches, gerne mal windiges Schigebiet. Aber als Wanderziel? Da kann es nur ein deutliches Ja als Antwort geben, im Sommer ist es ebenso einen Besuch wert wie im Winter: neben der spektakulären Skytour gibt es urige Hütten, Bergwiesen, feine Steige und einen (perfekt mit Tafeln erklärten) Ausblick. Für die Mutigen locken Klettersteige unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit. Auf unserer Rundwanderung geht es zum Teich, über Almen hinauf zum Gipfelkreuz und über einen spannenden Steig exakt an den Ausgangspunkt zurück. Gerade an den „Hundstagen“, wo es im Tal wirklich heiß ist, herrschen hier angenehme Temperaturen, und es lässt sich entspannt wandern.
Kurzfassung
Weglänge: 8,5 km
Höhenmeter Anstieg: 514 hm
Durchschnittliche Gehzeit: 3:50 – bedenkt hier immer, dass dies die reine Gehzeit ohne Pause ist! Am besten mal mit diesen Werten (und genügend Pufferzeit) vergleichen und so seine eigene Durchschnittszeit berechnen, kann schneller, aber natürlich auch langsamer sein!
Schwierigkeit: der Anstieg geht über Wege, Wiesen und ein kleines Stück über einen einfachen Steig. Ab dem Gipfelkreuz zurück ins Tal ist es aber ein (einfacher) Steig, der durch viele lose Steine genaues Schauen erfordert. Nicht schwierig, aber halt rutschig, wenn man nicht aufpasst.
Kondition: es geht angenehm und für eine Bergtour wenige Höhenmeter bergauf. Einziger Wermutstropfen: der Weg verläuft die meiste Zeit in der Sonne. Wobei das an kühlen Tagen ein Vorteil sein kann.
Markierung: bis zum See gut markiert, dann auf dem Weg bis zur Bergstation logisch. Abstieg über Wiese ohne Markierung. Erst wieder nach einem Stück auf der Zufahrt zur Berghütte Markierung links zur Skytour. Ab Gipfel perfekt bis ins Ziel.
Weg-Alternativen: wir würden bei einem neuerlichen Besuch umgekehrt gehen und auf dem Steig aufsteigen. Wer lieber nur auf dem Steig unterwegs ist, der wählt diesen Teil der Wanderung in beide Richtungen.
Parken: am Parkplatz bei der Talstation
Link: Parkplatz
Landschaft/ Erlebnis/Fotografie: der Ausblick auf der Skytour und vom Gipfelbereich ist herrlich. Die Skytour ein spannendes Erlebnis!
Hier der Link: 360-Grad-Skytour
Einkehr/ Rast: entweder am Parkplatz ringsum in den Berghütten oder Hotels, am Berg oben Berghütte. Ihr habt die Qual der Wahl 😉
Tipp: dank der Hotels an der Talstation Übernachten am Berg möglich – Sonnenaufgang/Sonnenuntergang bequem ohne Anreise
Almen/Kühe/Hunde: der Aufstieg führt durch Kuhweiden und wir müssen auch durch die Herde gehen, die links und rechts vom Weg steht. Die Kühe sind sehr entspannt, gucken uns an, aber reagieren sonst nicht weiter auf uns. Der Abstieg führt auch durch Weiden, hier sind die Kühe weiter weg von uns. Aber die Kuhfladen zeigen uns, dass sie auch im Wegbereich unterwegs sind.
Beschreibung der Wanderung
Von St. Pölten zum Hochkar sind es rund eineinhalb Stunden Fahrzeit – eine zwar weite, aber sehr angenehme Anreise. Zuerst auf der A1, dann bei Ybbs runter von der Autobahn und hinein in die Berge. Die Straße ist gut ausgebaut und fein zu fahren. Wir biegen links auf die Alpenstraße, die uns zum Parkplatz direkt bei der Talstation bringt. Lustig, wie unterschiedlich eine Gegend im Vergleich Sommer und Winter aussieht. Man erkennt sie fast nicht wieder. Und wir sind ehrlich: im Winter fahren wir schon seit Jahrzehnten oft her, im Sommer waren wir nur einmal zuvor hier. Eigentlich eine Schande, wie wir schon nach den ersten Schritten feststellen, denn am Hochkar fügt sich das Schigebiet auch im Sommer wunderbar in die Natur ein und zerstört sie nicht. Würde man nicht beim genauen Schauen die Lifte sehen, würde man es gar nicht bemerken. So ist es für uns richtig – schade finden wir, wenn Schigebiete außerhalb der Saison häßlich aussehen, alles dominieren und die Natur zerstört ist.
Gleich vom Parkplatz gehen wir Richtung Bergsee – dazu wenden wir uns (bei Blick Richtung Tal) nach rechts und gehen am Gebäude vorbei. Falls ihr ein WC sucht: hier auf der Rückseite ist eines. Als nächstes durchqueren wir den Startbereich des Liftes. Schaut das witzig aus im Sommer, links von uns die Schranken für die Liftkarten. Einsam und verlassen stehen sie da, würden wir das Szenario nicht aus dem Winter kennen, wüssten wir nicht, was diese komischen Begrenzungen sein sollen. Ein paar Schritte bringen uns zur Berghütte hoch, wo schon reges Treiben herrscht. Einkehren gibt es für uns aber erst zum Schluss! So gehen wir an ihr vorbei und durch die Wiese auf einem Pfad zum Weg Richtung Bergsee. Gemütlich überwinden wir die Höhenmeter, Schatten und Sonne wechseln sich ab. Um uns – ja, es ist die perfekte Zeit für die Berge – blüht und duftet es. Zahlreiche Schmetterlinge tummeln sich, und fleißige Insekten fliegen von Blume zu Blume. Rechts am Fels entdecken wir einen Klettersteig. Es gibt zwei hier am Hochkar, das ist der kürzere, den zweiten beobachten wir im Abstieg. Für Gerald gleich ein Grund bald wieder hierher zu kommen und mit unserem Sohn Wolfram den Steig zu probieren.
Heute wandern wir aber ohne Extratour hinauf zum Bergsee. Hübsch liegt er zwischen Wald und Almwiese eingebettet da. Kaulquappen tummeln sich, und wir bleiben ein wenig hier. Dann geht es auf dem steinigen Weg weiter. Glocken unterschiedlicher Helligkeit kündigen die Kuhherde an, die links und rechts vom Weg steht. Wir haben ja so ein geteiltes Verhältnis zu Kühen: wir finden sie hübsch und schauen sie sehr gerne an, aber vermeiden nahen Kontakt. Hier müssen wir durch, es gibt keine wirkliche Alternative. Es sind sehr freundliche Kühe, die zwar kurz den Kopf heben und uns wahrnehmen, aber weiter essen. Wir bleiben auf dem Weg und weiter. Wenig später steht rechts von uns die nächste Kuhherde, auch hier: ein Blick zu uns, mehr interessieren wir sie nicht. Perfekt – so lieben wir Kuhbegegnungen. Nach einer Kehre geht unser Weg wieder in die Retourrichtung, in der nächsten Kehre wählen wir aber den Weg, der gerade aus weiter führt. So gelangen wir zur Bergstation eines Sessellifts. Hier ist der Weg zu Ende, und wir finden auch keine weitere Wandermarkierung. Das ist aber nicht weiter schlimm, da wir unser Ziel, den Gipfel des Hochkars, sehen und einfach über die Schipiste hinunter gehen. Unten angelangt treffen wir auf die Zufahrt zur Hütte und folgen dieser nach links bergauf.
Ein besonderes Erlebnis wartet seitlich des Weges beim Einstieg in den Pfad zum Skywalk auf uns: eine Hochzeit mitten auf der Alm. Leise schleichen wir vorbei, verweilen ein wenig und lauschen der Musik. Dann geht es auf dem hübschen Steig durch die Latschen hoch hinauf zur Skytour.
Die Skytour ist ein rund 900 Meter langer Rundweg auf 1760 Meter Höhe, wo ihr einen phänomenalen Ausblick auf die Bergwelt ringsum habt. Spannend ist die Hängebrücke, die ein wenig schwankt beim Überqueren und den Blick nach unten freigibt. Aber auch für Menschen mit leichter Höhenangst wie mich kein Problem, sondern einfach nur genial! Nach der Brücke folgt ein Aussichtspunkt, wo Karten des Bergpanoramas die Gipfel bezeichnen. Wir lieben es, mit solchen Karten die Berge ringsum benennen zu können. So entdecken wir in der Ferne auch Gippel und Göller, wo wir ja erst vergangene Woche waren. Den Schafberg am Wolfgangsee suchen wir allerdings vergeblich, heute ist es zu diesig. Wobei gerade diese Stimmung für mich etwas ganz Besonderes ist: beobachtet, wie die Berge mit zunehmender Distanz in den Blautönen variieren und immer heller werden, bis sie mit dem Horizont fast eins sind. Gefühlt ewig könnte ich diese Farbstimmungen betrachten – wirken wie Yoga, entspannen und erden mich.
Nach diesen Eindrücken gehen wir weiter bis zum Joschi Berghaus. Es ist geöffnet, die Sonnenterrasse lädt zum Einkehren. Die Hochzeitsgesellschaft samt Brautpaar ist mittlerweile auch eingetroffen und es herrscht fröhliches Treiben. Unser Ziel ist das Gipfelkreuz – Einkehren gibt es erst am Ende der Tour! So gehen wir an der Hütte vorbei und folgen den Wandermarkierungen zum Gipfel. Zuerst ist es ein schmaler Weg, dann ein hübscher Steig, der uns die letzten Höhenmeter nach oben bringt. Oben angelangt genießen wir das Bergpanorama. Wie immer ein fester Griff um das Gipfelkreuz und dann beginnen wir mit dem Abstieg. Bis zum Schluss bewegen wir uns nun auf einem Steig, der weiß-blau-weiß perfekt markiert ist. Zuerst eben durch die Latschen und dann steiler bergab. Es ist hier sehr steinig, daher gut aufpassen, damit ihr nicht ausrutscht. Schwierig ist es aber nicht. Der Weg ist wunderhübsch, belohnt uns mit bunten Blumen und Latschen um uns und herrlichen Ausblicken. Einer davon zeigt uns den zweiten Klettersteig, der am schroffen Felsen rechts von uns entlang führt. Wir entdecken ihn nur wegen der kleinen bunten Punkte, die sich wie Perlenschnüre entlang bewegen. Respekt, der ist ganz schön lang, sieht aber sehr spannend aus. Davon müssen wir zu Hause unserem Sohn erzählen – er liebt solche Herausforderungen.
Als der Steig in eine Senke führt, zweigen wir nach rechts ab. Ein Wurzelsteig folgt nun auf den steinigen Abschnitt. Fast eben führt er am Hang entlang. Dass es nun nicht weiter ins Tal geht, finden wir klasse: das bedeutet, dass wir zum Parkplatz nicht mehr viel aufsteigen müssen. Ein Umstand, den wir sehr schätzen. Am Schluss einer Tour gehen wir am liebsten gemütlich dahin ohne nennenswerte Steigungen – so ist es auch hier. Als der Wurzelsteig auf eine Kreuzung trifft, wenden wir uns nach links und gehen so weiter auf einem Wiesenweg. Wir durchqueren noch einmal eine Weide, diesmal stehen die Kühe aber weit unten auf der Wiese. Frische Kuhfladen zeigen aber, dass sie durchaus auch hier oben unterwegs sind. Danach führt der Weg zwischen Bäume und so legen wir das letzte Stück unserer Tour im lichten Schatten zurück. Oberhalb vom Hotel mündet der Weg in einen breiteren ein. Nach links geht es zum Parkplatz und für uns noch auf eine leckere Jause!