Spitzbergen – Hurtigruten – Expedition – Seereise – MS Nordsternjen Tag 5
Was für Glückspilze wir doch sind! Die Sonne begrüßt uns auch an Tag Fünf, als wir das Bullauge öffnen. An Deck mit dem ersten Rundumblick des Tages sind wir wieder überwältigt. Die Gletscher in ihrer vielfältigen Form, das tiefblaue Meer und die schier unendliche Weite begeistern uns an jedem Ort, den wir erkunden.
Es ist eine so gänzlich verschiedene Landschaft zu dem, was uns sonst auf unseren Touren begleitet. Mittlerweile verstehe ich, warum es in manchen Sprachen so viele verschiedene Begriffe für Schnee gibt. Es müsste auch eine Fülle an Wörtern für Weiß geben, um diese vielen Nuancen zu beschreiben. Der Ozean glitzert heute, als wären Millionen an Kristallen auf ihm schwimmend. Es sind unendlich viele kleine und große Eisschollen, die für diesen Zauber verantwortlich sind. Stehen und Staunen, dabei fast aufs Fotografieren vergessen. Natur pur, die hier ihre Magie verströmt.
Landgang im Frühling von Spitzbergen
Langsam gleitet die MS Nordstjernen durch den Fjord, am oberen Ende angelangt, dreht der Kapitän sanft das Schiff. Einfach nur an der Reling stehen, es ist phantastisch. Dann geht es wieder hinaus und wir nähern uns dem Gebiet unsers heutigen Landganges. Ein letztes Mal legen wir unsere Schwimmwesten an und fahren mit den kleinen Motorbooten an Land. Dort ist der Schnee schon fast gänzlich geschmolzen. Es ist eine trockene Rund-Wanderung, auf der uns die Guides vom Marmorabbau auf der Insel erzählen. Von der Hoffnung auf großen Profit, den Investitionen und der Überraschung, dass der Granit „zerbröselt“, sobald er nach der Verschiffung aufgetaut an Land gebracht wird. Der Abbau wird bald eingestellt, die gelben Häuser der Arbeiter gestibitzt. An anderer Stelle – in Neu Alsund – stehen sie heute noch! Wir werden sie später selbst sehen.
Diese Bucht schon fast ohne Eis, lässt das sommerliche Bild Spitzbergens erahnen. Das Braun der Vegetation beginnt in mildes Grün überzugehen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann blühen die ersten kleinen Blumen. Die Insel wird in ein hauchzartes Blütenmeer gehüllt. Für kurze Zeit, denn dann beginnt mit den Herbststürmen die Rückkehr der Nacht.
Am Nachmittag erreichen wir Neu Alsund. Ein kleiner Ort, der heute den Wissenschaftlern gehört. Die MS Nordsterjnen legt direkt am Hafen an. Mit den Guides starten wir auf einen Rundgang. Immer wieder finden sich Schautafeln, die dem Interessierten viel vom Ursprung und dem Heute der Stadt erzählen. Plötzlich kreuzt ein Rentier unseren Weg – das ist Spitzbergen pur, oder? Es schaut uns kurz an und sucht das Weite. Aber nicht in die freie Wildbahn, sondern bis zum nächsten Haus. Distanz genug für das Tier – und perfekt für uns zum Bewundern.
Neu Alsund und ein Rentier
Die Häuser erinnern mich an Puppenhäuser, eher klein, wunderbar hübsch und typisch skandinavisch aus Holz in bunten Farben. Eines davon ist die ehemalige Poststation. Im Inneren liegen viele Stempel, die ich mit Freude in mein Reisetagebuch stemple. Herrlich, solche Erinnerungen! Gibt es leider mittlerweile viel zu selten. Gerald stempelt die Postkarten. Erst danach lesen wir, dass wir nicht auf die Marken stempeln dürfen. Hmmm, mal schauen, ob die Ansichtskarten zu Hause ankommen!
Ein kleines Geschäft bietet zahlreiche Erinnerungen an die Zeit auf Svalbard. Ein Eisbärenschild und eines mit der Distanz bis zum Nordpol fürs Haus müssen mit! Dann noch ein Magnet für unsere kitschige Magnetensammlung. Gerald ist total glücklich über eine Uhr, die er schon die gesamte Reise an den Guides bewundert hat. Sie hängt lässig an der Hose hinunter. T-Shirts von den Reisezielen kaufen wir eigentlich nicht. Hier machen wir eine Ausnahme, ein Shirt mit Svalbard, Karte und diversen Zahlen muss sein. Obwohl Norwegen ja generell sehr teuer ist, sind die Preise hier sehr moderat. Das T-Shirt kostet rund 10 Euro.
Nach der Abfahrt von Neu Alsund genießen wir alle die Abendsonne an Deck. Bei geschlossenen Augen würde man nie vermuten, so weit nördlich herum zu fahren. Es ist so warm, dass wir mit kurzärmligen Shirt und viele mit kurzer Hose in den Liegestühlen sitzen. Wir erleben einen entspannten Ausklang der erlebnisreichen Tour. Die Eindrücke beschäftigen uns sicher noch viele Wochen. Geprägt haben sie uns schon jetzt für immer!