Rügen: Lost Place bei Sassnitz – Schloss Dwasieden und DDR-Anlagen

Nur eine kleine Wanderung vom Ostsee-Ort Sassnitz auf Rügen liegen zwei überaus konträre und spannende Lost Places. Eines, dereinst ein imposantes, romantisches Schloss und das andere ein Zweckbau der DDR, nüchtern und minimalistisch. Heute in nächster Nähe zueinander zwei Ruinen, die zweierlei eint: geniale Fotomotive und interessante Zeitzeugen!

Einer Filmkulisse gleich, der Marstall von Schloss Dawsieden bei Sassnitz auf Rügen
Einer Filmkulisse gleich, der Marstall von Schloss Dawsieden bei Sassnitz auf Rügen
In nächster Nähe schmucklose Zweckbauten aus der DDR-Zeit, was für ein Kontrast!
In nächster Nähe schmucklose Zweckbauten aus der DDR-Zeit, was für ein Kontrast!

Von Sassnitz aus wanderst du die Schlossallee hinunter. Die ersten Ruinen, denen du begegnest stammen aus DDR-Zeiten. Bis zur Schließung der Anlage in den 90er-Jahren waren hier Kompanien der Volksmarine untergebracht.

Da wir Lost Places generell sehr schätzen, schauen wir uns auch hier um. DDR ist für uns Österreicher sehr spannend und zeitgeschichtliche Zeugen sowieso! Auf dem Gelände des Schlosses war das Marine Pionier Batallaion untergebracht.

Finanzielle Engpässe zwangen die Enkel der einstigen Eigentümer von Schloss Dwasieden das Schloss samt den Ländereien 1935 an die Gemeinde Sassnitz. Angedacht war die Errichtung einer Kuranlage in und um das Schloss. Die Gemeinde jedoch verkaufte den Besitz nahezu direkt an die Marine weiter. Die offizielle Übergabe fand im Oktober 1935 statt.

Nun wurde eine Entfernungsmessschule der Marine eingerichtet. Das Schloss bot perfekte Quartiere für Offiziere und Unteroffiziere. Für die einfachen Soldaten entstanden Kasernengebäude im weitläufigen Park. Die Anlage zählte wohl zu den schönsten Marineeinrichtungen der Region!

Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm die Rote Armee das Gelände. 1952 kam es zur Errichtung einer geheimen U-Boot-Schule, es entstanden diverse Baracken für Unterkunft und Ausbildung.

1990 kam mit dem Ende der Volksmarine auch das Ende für diese Ausbildungsstätte. Heute ist das ehemalige militärische Sperrgebiet frei zugänglich. Die Gebäude sind teilweise stark beschädigt und daher einsturzgefährdet. Pass also gut auf, wenn du dich hier umsiehst!

Lost Place, ja das passt hier wirklich gut. Spannend, den Ort zu erkunden!
Lost Place, ja das passt hier wirklich gut. Spannend, den Ort zu erkunden!
Gut aufpassen, wohin du steigst!
Gut aufpassen, wohin du steigst!
Die Natur erobert ihren Raum zurück...
Die Natur erobert ihren Raum zurück…
Eine Treppe ins Nichts - das Gelände der DDR Volksmarine, Lost Place bei Sassnitz
Eine Treppe ins Nichts – das Gelände der DDR Volksmarine, Lost Place bei Sassnitz
Heute und einst in einem Bild vereint...
Heute und einst in einem Bild vereint…
Trotzig ragt er in die Höhe, einer der Reste auf dem Marinegeländes
Trotzig ragt er in die Höhe, einer der Reste auf dem Marinegeländes

Nach dem Besuch in der Zeitgeschichte geht es für uns weiter zum Schloss Dwasieden. Die imposante Front, die einer Filmkulisse gleich in den Himmel ragt, ist nicht das Schloss selbst, sondern lediglich der Marstall. Marstall ist das Stallgebäude, das zu einem Schloss gehört. Wussten wir nicht, daher erklären wir es hier, falls du auch zu den Unwissenden gehörst.

Ab 1873 ließ einer der reichsten Männer der Bismarck-Zeit, Adolph vom Hansemann, das Schloss Dwasieden erbauen. Es war das einzige Gebäude in Norddeutschland, dessen Fassade aus Sandstein, Granit und echtem Marmor errichtet wurde. Gemeinsam mit der Gestaltung des Parks betrugen die Kosten vier Millionen Mark.

Das Schloss selbst bestand aus einem quadratischen, zweistöckigem Hauptteil, an dessen Seiten Säulengänge begannen, die in Pavillons endeten. Alte Aufnahmen zeigen eine Gebäude von großer Eleganz, perfekt zur vorherrschenden Bäderarchitektur passend. Die Innenausstattung soll sehr hochwertig und einem solchen Prunkbau würdig gewesen sein.

Traurig das Ende: 1948 folgte im Zuge der Bodenreform der sowjetischen Besatzungszone die Mauern von Schloss Dwasieden. So findest du heute nur mehr sehr wenig vom Schloss selbst. Der Marstall als ehemalige Pferdestall lässt die Schönheit der dazu gehörigen Schlossanlagen erahnen. Er war bis in die 1990er Jahre erhalten und wurde erst 1997 durch einen Brand zerstört.

Es gab im Laufe der Zeit nach der Wende immer wieder Pläne, das Schloss wiederaufzubauen und alles in ein Kurgebiet umzuwandeln. Alle Versuche scheiterten jedoch schon vor dem Start.

So findest du heute einen spannenden Lost Place, den du gut zu Fuß von Sassnitz erreichen kannst.

Mitten im Nirgendwo, Lost-Place-Liebe!
Mitten im Nirgendwo, Lost-Place-Liebe!
Reste der brachialen Maßnahmen im Zuge der Bodenreform der Sowjets.
Reste der brachialen Maßnahmen im Zuge der Bodenreform der Sowjets.
Zwischendurch noch gut erhaltene Teile von Schloss Dwasieden!
Zwischendurch noch gut erhaltene Teile von Schloss Dwasieden!
Ruinen mitten im lichten Wald, Romantiker hätten ihre Freude!
Ruinen mitten im lichten Wald, Romantiker hätten ihre Freude!
Und Fotografen freuen sich ebenso!
Und Fotografen freuen sich ebenso!
Anderer Blickwinkel, neue spannende Ansicht.
Anderer Blickwinkel, neue spannende Ansicht.
Detailreich, wie gerne würden wir die Pracht vergangener Zeiten sehen.
Detailreich, wie gerne würden wir die Pracht vergangener Zeiten sehen.
Wenn das der Pferdestall war... wie prunkvoll war dann erst das Schloss selbst!
Wenn das der Pferdestall war… wie prunkvoll war dann erst das Schloss selbst!
Wie eine Kulisse - hoffen wir mal, dass sie noch lange besteht.
Wie eine Kulisse – hoffen wir mal, dass sie noch lange besteht.
Spannend, dass gerade die Fassade so gut erhalten stehen blieb.
Spannend, dass gerade die Fassade so gut erhalten stehen blieb.
Kurz hundert Jahre zurückspringen, das wäre jetzt fein, nicht?
Kurz hundert Jahre zurückspringen, das wäre jetzt fein, nicht?

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