Was für ein entzückendes Kleinod versteckt sich da im Retzer Land! Auf unserer Rundwanderung von Pulkau zur Bründlkapelle überraschen uns sowohl Natur als auch Kultur mit der Fülle ihrer Anmut und Lieblichkeit .So verläuft am Weg zum Bründl der kleine Bachlauf malerisch gleich einer kleinen Klamm mit Stegen, schmalen Wegen und vielfältiger Wassermelodie durch das kühle Tal und am Bründl selbst ist uns das Glück hold: wir treffen die Familie, die sich schon seit Generationen um dieses Marienheiligtum samt Einsiedlerklause kümmert und dürfen in die sonst verschlossenen Gebäude eintreten und erfahren noch so manche spannende Geschichte rund um diesen besonderen Ort.
Kurzfassung
Weglänge: 7,7 km
Höhenmeter Anstieg: 107 hm
Schwierigkeit: sehr einfach meist auf Forstwegen, nur der Teil durch die kleine Klamm geht auf Pfaden.
Kondition: fast keine Höhenmeter, sehr angenehm, auch für Wandereinsteiger
Markierung: Top-Markierung als Tut-Gut-Weg
Weg-Alternativen: Aufstieg zur Ruine
Parken: hinter dem Tennisplatz oder entlang der Straße durch Pulkau
Link: Parken
Landschaft/ Erlebnis/ Fotografie: liebliche, kleine Klamm, hübsche Kapelle und typisches Weinviertel mit allem was dazu gehört von Weingärten bis zu Kellern!
Einkehr/ Rast: immer wieder Rastmöglichkeiten, viele Heurige im Retzer Land!
Link: Retzer Land
Link zum GPS-Track
Unsere Wanderung
Vorbei an Maria Dreieichen - wo wir kurz stoppen, um Gotteshaus und Graselhöhle zu besuchen - führt uns die Anfahrt durch zahlreiche kleine Ortschaften nach Pulkau. Zu unserer Überraschung steht hier Auto um Auto. Der Grund ist schnell entdeckt: ein Fußballspiel lockt die vielen Besucher an! Schön, wenn das so einen Ansturm bewirkt, gerade jetzt, wo endlich wieder was los ist in den Dörfern. Wir biegen aber nach links ins Bründltal ein, wo wir nach dem Tennisplatz entlang der Straße perfekt stehen bleiben können.
Zuerst folgen wir der Straße und wandern dann auf einem Forstweg nach hinten ins Tal. Schon nach kurzer Zeit zweigt links ein schmaler Pfad vom breiten Weg ab - beide Wege führen zur Bründlkapelle, jedoch ist der Pfad mit großem Abstand unsere erste Wahl! Direkt entlang des kleinen Bächleins geht es nun weiter. Überaus lieblich, einer kleinen Klamm gleich gestaltet sich der nun folgende Weg. Von Efeu umwucherte Felswände, knorrige Bäume und Lösswände (so ein bisschen wie entlang der Erlauf in Purgstall) und verschiedenste Wasserlaufformen begeistern uns. Es ist nicht das "ganz große Kino von Mutter Natur", aber en miniature. Und vor allem: mit so einer Idylle haben wir hier gar nicht gerechnet!
So mit hübschen Eindrücken verwöhnt gelangen wir zum Bründl und der dazu gehörigen Kapelle. Vielleicht wisst ihr es ja noch von einer anderen Wanderung: Gerald ist der Meister im Wasserverkosten, meist ohne Rücksicht auf Verluste... Hier aber nimmt auch er Abstand von der so geliebten Erfrischung. Ein Schild warnt ausdrücklich vor dem Genuss des Wassers. Dabei plätschert es so munter und klar heraus und wird von einem bunten Sammelsurium aus Plastikblumen und sonst so allerlei umrahmt.
Ein paar Schritte weiter oben befindet sich die Bründl-Kapelle. Bei unserem letzten Besuch war sie verschlossen, heute ist ein Teil der Holztür geöffnet und nur durch ein Gitter verschlossen. Neugierig spähen wir hinein. Dunkel, das Bild der Mutter Gottes am Altar strahlt jedoch richtig. Was für ein berührender Anblick. Plötzlich fragt uns ein Mann, ob wir gerne in die Kapelle hinein gehen möchten, er habe den Schlüssel. Und ob wir wollen! So haben wir heute das große Glück, nicht nur ein paar Blicke nach drinnen zu erhaschen, sondern uns in aller Ruhe umsehen zu können und die Atmosphäre des sakralen Gebäudes auf uns wirken zu lassen. Doch damit nicht genug, Fortuna ist uns hold: ein wenig weiter rechts seht ihr ein kleines Gehöft, das durch ein Tor verschlossen und nicht einsichtig ist. Dort wohnten dereinst zwei Einsiedler. Neben der spannenden Geschichte über sie dürfen wir auch in diese Häuser schauen. Für uns und ganz besonders für mich ein Festtag - ich liebe alte Gemäuer, am liebsten, wenn sie - wie hier - noch eingerichtet sind und ich mir das frühere Leben so richtig vorstellen kann.
Ihr wollt doch sicher die Geschichten zum Bründl und den Eremiten wissen, oder?
Auch in Pulkau wütete die Pest - da trafen sich die Gläubigen an der Quelle, brachten am Baum ein Marienbild an und beteten zur Mutter Gottes. Sie tranken von der Quelle und viele Menschen wurden vom schwarzen Tod verschont. Später brachte eine Mutter ihr lahmes Kind zur Quelle und es wurde geheilt - so entstand ein reger Wallfahrtsbetrieb. Die erste Erwähnung der Heilkraft des Bründl geht auf das Jahr 1443 zurück. Eine hölzerne Kapelle wurde errichtet und 1724 dann die heutige aus Stein. Zwischen 1756 und 1794 kümmerten sich zwei Eremiten um das Heiligtum. Und nun wird es schaurig: Räuber erschlugen einen der beiden und töteten ihn. Sein Schädel
liegt im Altar der Kapelle. Der Mann hat ihn schon mit eigenen Augen gesehen....
Noch weiter in die Vergangenheit und vielleicht in die Ursprünge der Anlage führt ein keltischer Ringwall. Die Quelle als vorchristlicher Kultplatz diente bereits unseren Ahnen als heiliger Ort.
Vom Neolithikum bis ins Mittelalter war dieser besondere Ort besiedelt.
Wir wenden uns nun nach rechts, gehen auf dem Feldweg an einem Haus vorbei und erreichen bald das offene Feld. Immer geradeaus geht es durch die Weingärten leicht bergauf in den Wald zum Hochkogel. Was nach einem stolzen Berg klingt, ist eine leichte Anhöhe im Wald, an der ein steinernes Kreuz steht. Hier wenden wir uns nach links und gehen weiter durch den Wald. Bald gelangen wir wieder in die Felder und freuen uns über den feinen Ausblick auf die umliegenden Dörfer. Die Markierung der Tut-Gut-Runde ist perfekt und wir folgen gemütlich den Wegweisern.
Nach einer Abzweigung nach rechts gelangen wir bald wieder in den Wald und hinunter zum Bach. Wer Lust hat, kann kurz nach links zur Ruine Neudegg aufsteigen, wir entschließen uns aber weiterzugehen. Immer dem Bach entlang geht es nun - oft überqueren wir ihn und sind heilfroh, dass es auch jedes Mal eine Brücke gibt. Wir kennen das schon von anderen Wanderungen: auf dem Plan sah es nach einer Brücke aus, doch dann ist es nur eine Furt. Zwar auch kein Problem, ein wenig Kneippen schadet ja nie, aber Brücken, besonders bei dieser Anzahl an Querenden sind schon fein. Sonst müssten wir ja ständig raus und wieder rein in die Schuhe. Vorbei an einigen alten Häusern - einer Hammerschmiede, zwei Mühlen und zuletzt einem überaus imposanten und spannenden sakral anmutenden Anwesen gelangen wir auf direktem Weg zurück zur Straße durch Pulkau, auf der wir ein paar Meter nach rechts gehen, um dann ins Bründltal abzubiegen. Hier wartet unser Auto auf uns - und wir haben das Glück, dass das Fussballspiel noch in vollem Gange ist und wir so ohne Stau wegkommen. Wäre aber auch witzig gewesen, in diesem kleinen, verträumten Ort im Stau zu stehen wie nach einem Rolling-Stones-Konzert!
Unser Fazit: eine nicht anstrengende, landschaftlich sehr schöne Wanderung durch Weinberge, Wald und an hübschen Bächen entlang. Perfekt für jede Jahreszeit und auch für Wanderanfänger hervorragend geeignet. Wer dann noch kleine Kapellen und Brunnen-Heiligtümer schätzt, der ist hier genau richtig.