Schloss, Ruine und Flusslandschaft - drei Garanten für eine beeindruckende Wanderung voll herrlicher Natur und reich an spannender Geschichte. Hat dann noch der Schnee alles frisch angezuckert, dann ist es Genusswandern pur, wie wir es lieben!
Wenn wir spannende Orte wie Lost Places, Ruinen, Burgen, Höhlen oder Klöster besuchen, dann sind wir immer neugierig - darauf, seit wann es sie gibt, was passiert ist und ob es vielleicht eine Sage gibt. Einfach die Geschichte des Ortes und die Gschichtln dazu. Von unseren Lesern kam der Wunsch nach solchen Infos, als Extra zu den Wanderungen, damit das alles noch "runder" ist. Gerne kommen wir dieser Bitte nach! Im Text ganz einfach von der Wegbeschreibung zu unterscheiden durch die blaue Farbe. Seid ihr daran interessiert, viel Spaß damit und wenn nicht, dann einfach nicht weiter beachten und beim schwarzen normalen Text der Wanderung weiterlesen.
Kurzfassung
Weglänge: 13,4 km
Höhenmeter Anstieg: 316 hm
Schwierigkeit: einfache Wanderung auf Forstwegen und ein kurzes Stück auf nicht frequentierten Straßen
Kondition: wenige Höhenmeter im ersten Abschnitt der Wanderung, der Rückweg fast eben
Markierung: gut markiert, Hinweg 626, rot-weiß-rot markiert
Weg-Alternativen: im Sommer im "Fjord" den Bach mit nackten Füßen oder bei Niedrigwasser überqueren und dem Kamp entlang zur Ruine gehen
Parken: am Parkplatz bei Schloss Waldreichs
Landschaft/ Erlebnis: Schloss, Ruine, Wald, Teiche und Flusslandschaft
Fotografie: spannende Architektur und Natur
Einkehr/ Rast: am Campingplatz Lokal und bei Schloss Waldreichs. Rastplätze in Hülle und Fülle!
Tipp: im Sommer: Badehose einpacken!
Besuch Schloss Waldreichs: Greifvogelzentrum - Besuch des Greifvogelzentrums
Link zum GPS-Track
Wegbeschreibung
Auf der B37 von Krems kommend bis zur Kreuzung in Rastenfeld fahren, dort rechts abbiegen, den Kamp unterhalb der Staumauer überqueren und dann rechts die Zufahrtsstraße zu Schloss Waldreichs nehmen. Der Straße bis zum Parkplatz beim Schloss folgen. Diese Straße hat keine Schneeräumung im Winter!
Hier startet unsere Rundwanderung gleich gegenüber des Eingangs zum Schloss auf einer gemütlichen Forststraße bergab. Besonders beeindruckend sind die alten und überaus mächtigen Bäume am Wegrand - was für Methusalem, was die wohl schon alles gesehen haben! Ist es eisig, empfehlen wir euch für diesen Teil der Strecke Spikes mitzunehmen.
Wenn ihr in einer Kehre angelangt seid, könnt ihr euch überlegen, ob ihr durch den Wald noch weiter nach vorne gehen wollt, um so einen genialen Ausblick auf den Kamp zu erlangen. Wir bleiben heute aufgrund der Witterung - es hat frisch geschneit, aber darunter ist doch stellenweise recht eisig - am Weg. Aber auch von hier haben wir eine herrliche Aussicht auf den Fluss und seine "Fjorde".
Einen von diesen möchten wir umrunden - aber hier zeigt sich etwas, das ihr sicher kennt: auf der Karte schaut es klar nach einer Brücke oder eben einem kleinen Bach zum Rüberspringen aus. Vorort ist es aber eine Furt. Bei Niedrigwasser oder im Sommer kein Problem, heute aber mit viel Wasser und kalten Temperaturen nicht unsere erste Wahl. Wenn ihr diese Runde im Sommer macht, dann könnt ihr hier von unserer Route abweichen, den Bach überqueren und dem Kamp folgend zur Ruine gehen.
Für uns geht es aber dem Bach entlang - ein Wasserfall und der wild plätschernde Bachlauf machen aber diesen ungeplanten Streckenabschnitt spannend! Ihr bleibt weiter auf diesem Weg, einmal kommt von links ein Weg in unseren herein, sonst gibt es keine Möglichkeiten, falsch abzubiegen.
Dann folgt eine Abzweigung, wo der rechte Weg bergauf geht, während der linke dem Bach weiter ins Tal hinein folgt - ihr wählt den rechten! Einige Zeit geht es auf diesem weiter, bis ihr zu einer "großen" Kreuzung kommt. Derzeit sind im Mittelteil Baumstämme aufgeschichtet, aber das kann sich ja schnell ändern. Hier haltet ihr euch links und schon ein paar Meter weiter, quasi am Ende der Kreuzung, seht ihr auch wieder die rot-weiß-rote Wandermarkierung, die uns schon die gesamte Zeit begleitet. Der Forstweg führt aus dem Wald hinaus, es gilt an einer Schranke vorbei zu gehen und ihr seid nun im offenen Feld. Kurz danach zweigt unser Weg nach rechts ab (Geradeaus würdet ihr in die kleine Ortschaft Reichhalms kommen.) Kurz bevor ihr wieder in den Wald kommt, könnt ihr zwischen zwei Wegen wählen - ihr nehmt den linken, der euch bergab Richtung Kamp bringt. Wenn ihr schon Lust auf eine Pause habt - ein paar Schritte flußaufwärts wartet ein Bankerl mit einem Tisch auf euch.
Wir gehen weiter Richtung Campingplatz. Er liegt sehr idyllisch direkt am Flussufer, auch Holzhäuser laden für Nicht-Camper zum Nächtigen ein.
Hier der Link zum Campingplatz: Camping Dobra
Mit Boots-Verleih, Baden und Fischerei klingt es nach einer spannenden Urlaubszeit - haben wir für uns schon mal geistig notiert, sobald unser Franz wieder zu einer Ausfahrt bereit ist.
Heute ist es hier menschenleer - alles in Winterpause! Die Zufahrtsstraße hoch geht es weiter Richtung Ruine Dobra, die wir von hier zum ersten Mal sehen. Mächtig, weit aus größer als erwartet ruht sie auf einer in den Kamp ragenden Landzunge. Es ist nur mehr ein kleines Stück und wir erreichen sie. Gerade zur perfekten Jausenzeit! Was für eine imposante Anlage, die wir ausgiebig erkunden. Ein Teil der Ruine ist als Eventlocation renoviert - Pompoms und Deko erinnern im Festsaal noch an die letzte Hochzeit. Der Bergfried kann erklommen werden und auch in die Keller führen Stiegen hinab.
Der Name Dobra stammt vom südslawischen Wort "Dobov" mit der Bedeutung Eichenwald, Wald ab. Die Burg wurde 1186 mit Hertnit von Dobra urkundlich erstmals erwähnt. Wechselnde Besitzer begleiten die Burg, bis 1715 die Freiherren von Ehrmann Besitzer werden. Der ehemalige Meterhof Wetzlarn wird in den kommenden Jahren zu einem Herrenhaus ausgebaut und die Übersiedlung von der Burg ins Schloss besiegelt den beginnenden Verfall der Burg.
Seit 1958 ist die „Windhag’sche Stipendienstiftung“ Eigentümer der Ruine. 1996 wurde die Burg vom Verein „Pölla Aktiv“ gepachtet, der die Ruine teilweise sanierte und für verschiedene Veranstaltungen nutzt. 2000 konnte die Sanierung des Bergfrieds abgeschlossen werden und 2002 wurde die Kellerwelt für Besucher geöffnet. Ein Veranstaltungsraum in einem Teil der Ruine bietet seit 2010 die Möglichkeit Feste in der Burg zu feiern.
Neben den vielen historischen Fakten gibt es auch Sagen zu diesen alten Mauern, eine davon möchte ich euch gerne erzählen:
Als die Schweden 1645 die Burg belagerten, neigten sich die Vorräte immer mehr dem Ende zu. Eine einzige Kuh war vom reichen Viehbestand noch über. Diese sekkierten die Soldaten, damit sie laut und lange muhte. Danach wurde sie geschlachtet und ihr Fleisch über die Burgmauern den Schweden zugeworfen. Der Schluss lag nahe: Wenn die auf der Burg noch so viel Fleisch haben, dass sie es verschenken können, dann macht die Belagerung ja keinen Sinn mehr! So kam es, dass die Schweden von dannen zogen und die Burg samt ihren listigen Bewohnern gerettet war.
Mehr Infos zur Burg, ihrer Geschichte und ihren Sagen: Ruine-Dobra
Nach dem Besuch der Ruine gehen wir zurück bis zur Zufahrtsstraße des Campingplatzes und dort ein kleines Stück retour, dann zweigt in einer Kurve rechts ein Weg bergauf ab. Diesen wählt ihr und folgt ihm bis er in einen Feldweg mündet, ihr geht nach rechts in den Ort hinein. An der Straße angelangt, wendet ihr euch nach links. Dieser - überaus wenig - befahrenen Landstraße folgt ihr ein Stück, bis ihr auf der Anhöhe, knapp bevor es wieder hinab geht, nach links in einen Forstweg einbiegt. Auf diesem Weg geht es weiter im Wald bis zu einer Brücke, die ihr überquert und gleich danach wieder links abzweigt. Dieser Wegabschnitt bringt euch bis zur Allee von Schloss Waldreichs. Gegenüber eines der hübschen Teiche mündet ihr in die Straße ein. Möchtet ihr eure Runde noch erweitern, so könnt ihr hier nach rechts abbiegen und entlang der Teiche weiterspazieren.
Wir wenden uns nach links und gehen gemütlich zurück zum Schloss. Es gehört zu unseren Lieblingsschlössern, liegt es malerisch zwischen Teichen und Wald eingebettet, der Name Waldreichs ist schon sehr stimmig. Schade, dass es derzeit geschlossen hat, wir freuen uns schon auf den Frühling und einen Besuch in der Greifvogelstation und im gemütlichen Lokal. Hier der Link: Greifvogelzentrum
Ein bisschen zur Geschichte von Schloss Waldreichs: 1258 wurde es erstmals urkundlich erwähnt und zählte zu einer Reihe von Ringburgen zum Schutz der österreichischen Mark. Bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde es zerstört, jedoch unter Hans Harrasser als Festung wiedererrichtet. Aus dieser Zeit stammen die Ruine im Osttrakt, der östliche Turm und die Kapelle. Mitte des 16. Jahrhundert erfolgte der Umbau zu einem Wasserschloss. Nach der Eroberung und Plünderung durch kaiserliche Truppen erfolgte ein weiterer Wiederaufbau. Danach kam es zu häufigen Besitzerwechsel. 1945 kam es in öffentliche Verwaltung und verfiel zunehmend. 1983 übernahmen es die jetzigen Eigentümer: die Windhag-Stipendienstiftung für Niederösterreich.
Bei der Restaurierung wurde der Wassergraben zum Teil zugeschüttet und der ehemalige Meierhof abgetragen. Es ist heute Sitz des Forstamtes Ottenstein und ein Greifvogelzentrum. Besichtigt kann das Schloss selbst (leider) nicht werden, nur der Teil des Zentrums.