Nicht, dass Berghütten darüber entscheiden, wie gerne wir eine Tour gehen, aber..... wenn es eine gute gibt, dann ist das natürlich schon ein großes Plus, besonders wenn es so schöne Wanderwege dorthin gibt, wie auf das Kieneck. Heute starten wir in Ramsau - und machen nach dem Hüttenbesuch noch einen Abstecher auf den Reingupf.
Kurzfassung
Weglänge: 19,6 km
Höhenmeter Anstieg: 716 hm
Schwierigkeit: der Aufstieg zum Kieneck ist einfach auf Forstwegen oder auf einem leichten Steig, Steigungen sind sehr moderat, lange Stecke fast eben. Abstieg ab Reingupf gut auf den Weg achten, da rutschig, aber auch dieser Teil nicht schwierig.
Kondition: Weglänge halt doch fast 20 km, Steigung moderat
Markierung: gut markiert und leicht zu finden
Weg-Alternativen: umgekehrt, wenn ihr lieber steiler aufsteigt und gemütlicher ab
Parken: Wandererparkplatz nach Ramsau auf der linken Seite gegenüber Holzbetrieb
Landschaft/ Erlebnis: sehr schöne Natur ringsum und viel Ruhe. Tolle Forstgüter, weites Tal, grandioser Ausblick
Fotografie: Schöne Fotomotive durch Bachlauf, Wiesen, Wälder, Bergpanorama und auch viel für Makro-Liebhaber!
Einkehr/ Rast: die Enzianhütte ist echt zu empfehlen - junge, motivierte Betreiber, die auch noch sehr gut kochen können! Genug zum Trinken mitnehmen!
GPX / GPS Track zum Download
Beschreibung
Wenn ihr von Hainfeld kommend der Straße nach Ramsau folgt, kommt einige Zeit nach dem Ort ein Sägewerk auf der rechten Seite - wenn die Straße eine Rechtskurve macht, ist auf der linken Seite der Wanderparkplatz (Genau hier steht ein grünes Schild, dass es nur mehr 2 Kilometer zum Golfplatz sind). Ein schon in die Jahre gekommenes Holzschild weist euch den Weg Richtung Kieneck! Dazu folgt ihr dem Bach hinein ins Tal - ein sehr idyllischer Bach, der uns einen langen Teil des Hinweges begleitet. Die Forststraße verläuft fast eben und nur mit wirklich sehr leichten Steigungen. Bald zweigt unser Weg nach rechts ab, perfekt mit einem Holzwegweiser markiert. An dieser Stelle werden wir später beim Rückweg wieder auf den Hinweg stoßen.
Entlang des Baches lässt es sich auch an heißen Tagen gemütlich dahin wandern und die Landschaft genießen.
Fast eben ins malerische Tal hinein
Besonders witzig finde ich den kleinen Keller auf der linken Seite, genau gegenüber eines Hauses. Er erinnert mich ein wenig an ein Hobbit-Haus. Schöne Wiesen, Felsformationen und lichter Wald wechseln sich auf dieser Strecke ab und machen sie abwechslungsreich.
Immer wieder sind wir sehr erstaunt, wenn wir in so einsamen Tälern markante und imposante Forsthäuser oder eigentlich besser gesagt richtige Güter sehen: wie Zeugen aus vergangenen Zeiten tauchen sie nach einer Kurve auf und strahlen einen besonderen Charme aus. Oft in den typischen Farben Weiß, Tannengrün und Schwarz, mit Erkern, Türmen und Schnitzereien an Balkon und Dach.
Was für Forstgüter - historisch sehr interessant!
Jedes anders, besonders und doch "verwandt" im Stil und auch der Dimension. Wir bleiben dann immer ein wenig stehen und bewundern diese Gebäude. Ja und dann überlegen wir, wem sie wohl gehören, ob sie ganzjährig bewohnt werden oder was ihre Geschichte ist. Auch hier ist es plötzlich da, das Gutshaus und dominiert dann das ganze Tal, perfekt am Hügel gelegen, mit einem Ausblick auf die Berge und den Wald. Wenn ihr diese Tour wandert, werdet ihr wissen, welches ich hier meine. Denn ich bin sicher, auch euch wird es überraschen! Danach geht es im nun recht weiten Tal tiefer hinein. Zwei alte Baumriesen begrenzen den Weg gleich einem Tor und bieten einen wunderbaren Ausblick auf die Bergwelt dahinter.
Unser Weg schlängelt sich weiter und hebt sich dann ein wenig an - nun liegt der Bach eine Ebene tiefer und dadurch können wir seine Mäander bewundern, die von Weiden gesäumt die Wiesen gestalten.
Nach der langen gemütlichen Strecke beginnt nun der Anstieg - wir erwarten ihn ja schon, sind nun den Bergen schon nah, da sollte es auch mal nach oben gehen, wenn wir einen Gipfel erreichen wollen.
Steig oder Forststraße - ihr habt die Wahl!
Ihr habt nun zwei Möglichkeiten: ein Steig oder die Forststraße. Hier gilt einfach: lieber weiter und weniger steil oder kürzer und steiler. Wir gehen das erste Stück auf der Forststraße und dann ab dem zweiten Einsteig den Steig. Es ist ein gut zu gehender, einfacher Steig, auch von der Steilheit her sehr moderat.
Am oberen Ende geht es nach links recht eben dem Hang entlang - ihr habt hier auch die Möglichkeit noch ein kleines Stück weiter aufzusteigen und beim Bettelmannkreuz links zu gehen. Wir bleiben aber auf dem unteren Weg - heute kommen ohnehin genug Höhenmeter zusammen! Wir treffen dann weiter vorne mit dem zweiten Weg und noch einigen weiteren zusammen, hier sind ein Marterl mit einem Bankerl und Wegweiser.
Nun sind wir quasi schon in der Zielgeraden für den Gipfelsturm. Es geht noch einmal bergauf - das kennen wir schon von der Wintertour über den Enziansteig. Ja, einige Zeit bergauf.
Gipfelkreuz? Ja, aber nicht am Gipfel
Und dann taucht es auf, das Gipfelkreuz, nur nicht am Gipfel, sondern weiter unten. Genau gesagt, steht es einfach so rum, neben dem Weg an nicht besonders prominentem Platz.
Am Gipfel selbst? Da steht die Enzianhütte! Eine wirklich besonders hübsche Alpenvereishütte mit toller Aussicht.
Frisch gekocht auf der Enzianhütte
Ein junges Team bewirtschaftet seit einiger Zeit die Hütte mit viel frischem Elan, regionalen Zutaten und köstlicher Küche. Ihnen merkt man an, wie gerne sie hier sind und diese Berghütte betreiben. Total schön, wenn junge Menschen so was übernehmen und so ihren Traum leben. Die Hütte ist ganzjährig geöffnet - und sie zählt zu unseren Lieblingshütten, ja genauer gesagt zu unserer aktuellen Top 3! Also eine dicke Empfehlung von uns, gönnt euch auch einen Nachtisch. So viel Platz solltet ihr euch im Bauch lassen!
Nach dem Genießen des Bergpanoramas und des Schweinsbratens geht es für uns zum nächsten Gipfel: dazu folgen wir dem Pfad, der links von der kleinen Kapelle (unbedingt reinschauen, total süß) nach unten geht. Da wir ja noch den Reingupf anstreben, ist uns gleich mal eines klar: alles, was wir nun gemütlich absteigen, heißt es dann auch wieder hinauf. Aber das wussten wir ja, heute kommen Höhenmeter zusammen. (Deshalb ist ja auch der Kuchen als Nachspeise kein Problem - die Kalorien verliert man hier ja spätestens beim nächsten Berg).
Aber der Anstieg ist nicht so wild wie befürchtet, es geht recht moderat nach oben und schon erreichen wir den Gipfel. Gut, nach dem Gipfelkreuz im Wald am Kieseck wundert es uns nicht mehr, dass auch hier nicht alles so ist wie erwartet.
Und wieder kein Gipfelkreuz......
Obwohl er 1065 Meter hoch ist, hat er kein Gipfelkreuz, sondern nur ein Holzschild an einem Baum bekommen. Angreifen tun wir es trotzdem, damit der Gipfel gilt!
Danach beginnt der Abstieg - auf einem schmalen Steig durch einen wunderbaren Buchenwald. Und wie es so ist mit alten Buchenblättern, sie rutschen ganz besonders gut und liegen gerne dick auf den Wegen. Also passt hier im Abstieg wirklich gut auf, es ist recht rutschig und immer wieder liegen dann noch Hölzer im Buchenblattberg.
Achtung beim Abstieg: hier ist es steil!
Also nicht schwierig an sich, aber halt doch so, dass man sich seine Schritte überlegen sollte. Der Abstieg über den Steig ist landschaftlich einer der schönsten Abschnitte der Wanderung. Wir folgen die ganze Zeit der rot-weiß-roten Markierung und es gibt auch nur einen einzigen Weg - verirren nicht möglich. Dann am Ende als es eben wird, geht es nach links auf einen breiteren Waldweg, dem wir ein Stück folgen, bis er in einen Forstweg einmündet.
Ab nun geht es flott weiter dem Tal entlang. Markierung sehen wir hier keine, aber die Wegführung ist eindeutig. Vor einem Hof bleibt ihr auf dem unteren Weg, der obere führt nur in den Hof und wieder heraus. Also ein Umweg, den wir uns ersparen können. Etwas später steht ihr wie bei einer T-Kreuzung an - hier geht es für uns nach links weiter, ab jetzt gibt es eine blau-weiße Markierung.
Hier kommt noch ein weiteres spannendes Gutshaus - ein in die Jahre gekommener Tennisplatz, dann das Portal zum Besitz, wo man sieht, dass es schon lange nicht mehr geöffnet wurde und doch ist der Rasen gemäht. Wir entdecken danach ein kleineres Haus etwas weiter links, das bewohnt wird. Brennend würde uns ja interessieren, was das dereinst für ein Gebäude war, zu welchem Zweck es erbaut wurde.
Die Jahrhundertwende und Gut Mariental
Neugierig wie ich nun mal bin, hab ich ein wenig im Internet recherchiert: um die Jahrhundertwende kaufte ein Wiener Advokat einige Bauerngüter auf und vereinte sie zum Gut Mariental. Später kaufte Anton Adam Teile des Gaupmanngraben und errichtete eine Sommerfrische mit Namen "Adamstal" - ja, nach Sommerfrische würde dieses imposante Bauwerk aussehen. Spannend, nicht?
Für uns ist die Wanderung nun fast zu Ende, ein Stück geht es noch weiter, bis wir auf den Hinweg treffen und diesem zu unserem Auto folgen. Wow - was für ein Tag, viele Kilometer und einige Höhenmeter, ein leckerer Schweinsbraten und eine idyllische Natur rund um uns. Ein echter Genuss-Tag oder besser gesagt ein Genuss-Wandertag!