Es ist nun schon einige Jahre her, dass wir zum ersten Mal durch den Kurort Semmering wandern. Schon lange, bevor wir direkt davor stehen, strahlt es förmlich zu uns herüber. Das Südbahnhotel mit seiner verschachtelten Dachlandschaft, seinen Türmchen und Holzelementen. Verzaubert am Zauberberg, das kommt mir hier in den Sinn. Denn ja, obwohl ein wahrer Lost Place, gefühlt dem Untergang schon nahe, nimmt es uns in seinen Bann und lässt uns nicht mehr los.

Es war einmal - vom Grand Hotel zum Lost Place
Es einmal von innen zu sehen, durch die Räume zu schlendern und den Blick von der Terrasse zu genießen, der große Dichter und Komponisten inspirierte. Ein Traum. Gut verschlossen, fömlich eingepackt steht es vor uns. Dann 2005 spannende Nachrichten. Ein Investor aus den USA will es aus dem Märchenschlaf küssen und renovieren. Die Ernüchterung folgt der Euphorie. Ungedeckte Wechsel, der Plan löst sich in Luft auf wie der Investor, der erst Jahre später in Wiener Neustadt vor Gericht steht.
So darbt es weiter vor sich hin, das Südbahnhotel. Seit 1976 geschlossene Hotel-Pforten. 1882 erbaut, immer wieder stilvoll erweitert. Ein wahres Grand Hotel am Semmering und der gleichnamigen Bahn gelegen. Hier stieg das Who-is-Who der damaligen Kunst- und Kulturszene ab, verbrachte Urlaube hier, knüpfte Kontakte und machte Geschäfte. Das Südbahnhotel selbst mancher Literatur-Szene Vorbild. So berichtet Stefan Zweig in seiner Novelle "Brennendes Geheimnis" von den wechselnden Liebschaften im Hotel. Oder eine Szene in "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, die auf der Terrasse des Hotels spielt. Gustav Mahler schätze die Winterzeit am Semmering, Peter Altenberg kam immer wieder gerne hierher. Mindestens zwölfmal soll Arthur Schnitzler zu Gast gewesen sein. Hugo von Hofmansthal wird ebenso genannt wie Sigmund Freud oder Alma Mahler. Ja, es zog sie alle an und viele von ihnen verfielen ihm.
