Italien – Venedig: romantisch mit der Gondel durch die Kanäle. Ja oder nein?

Wer Venedig hört, denkt in der selben Sekunde an die Gondeln, jene majestätischen Schönheiten aus glänzendem, schwarzem Holz, samtig roter Polsterung und goldenen Accessoires. Es gibt wohl kein romantischeres Bild, als ein Paar in einer Gondel, die durch die stimmungsvollen Kanäle gleitet. Hinten der Gondoliere, der sie sanft steuert und womöglich noch aus voller Kehle singt.

Ein Höhepunkt jeder Gondelfahrt: durch die Rialto-Brücke
Ein Höhepunkt jeder Gondelfahrt: durch die Rialto-Brücke

Gut, Letzteres haben wir nicht gesehen, aber Gondeln sehr viele an der Zahl. Ob direkt beim Markusplatz oder an den verschiedensten Stellen bei Brücken oder an Kanälen. Es gibt viele Stellen, an denen der Besucher seine Gondelfahrt starten kann. Beim Blick von der Brücke in die schmalen Kanäle oder vom Ufer in den Canale Grande gleitet immer eine vorbei, leise und erhaben, wie aus vergangenen Zeiten.

Schwarz, oft mit roten Samtsitzen, geschnitzten, goldenen Accessoires und überaus elegant prägen sie das Bild der Stadt. Bereits seit 1562 ist die Farbe der Gondeln vorgeschrieben und – so sehr ich Liebhaber von Farbe und Buntheit bin – hier bin ich froh über die Entscheidung des Dogen Girolamo Privli, der ursprünglich der ausufernden Prunksucht der Venezianer mit dieser Verordnung Einhalt geben wollte. Bunte, knallige Gondeln würden so gar nicht nach Venedig passen, wo die Farben der Häuser den Charme der Vergänglichkeit ausstrahlen.

Die Gondeln sind exakt 10,85 Meter lang und 1,42 Meter breit, wiegen etwa 400 bis 500 Kilogramm und werden auch heute noch nach traditioneller Art gebaut. Sieben verschiedenen Hölzer finden dabei Verwendung: Eiche, Nussbaum, Ulme, Lärche, Mahagoni, Tanne und Kirsche. Der Boden der Gondel besteht aus Tanne, da sich diese im Wasser ausdehnt und so perfekt dicht bleibt.Die Außenwände sind aus Eiche, da dieses Holz sehr hart ist und so bei Zusammenstößen guten Schutz bietet. Die Rudergabel, die Forcola, wird aus Nussholz geschnitzt. Ihre exakten Maße richten sich nach Größe und Statur des Gondoliere!

Spannend ist die unterschiedliche Länge der Gondel: backbord-seitig ist sie um 16 Zentimeter länger und um 24 Zentimeter breiter. So wird das Gewicht des Gondoliere, der links steht, ausgeglichen. Das Ruder taucht rechts in Wasser, was die Gondel sehr wendig macht. Eine Eigenschaft, die in den engen Kanälen von großer Bedeutung ist.

Der Preis einer Gondel ist hoch: er liegt bei 20.000 bis 30.000 Euro. Nur mehr wenige Meister gibt es, die eine Gondel bauen können. Ein ehrenwertes Handwerk, das großes Ansehen genießt. An die 500 Gondeln gibt es derzeit in Venedig.

Einfach eine Gondel kaufen und hier durchstarten kann man aber nicht: dafür muss man eine Lizenz erwerben, von denen es nur eine gewissen Anzahl gibt. Hört ein Gondoliere auf, dann kann ein Bewerber diese Lizenz erwerben. Dass hier Höchstpreise erzielt werden (ich hab in verschiedenen Artikeln von 100.000 Euro gelesen), können wir uns gut vorstellen. Hinzu kommt seit einigen Jahren eine Prüfung.

So gesehen sind die Preise für eine Gondelfahrt durchaus gerechtfertigt. Denn auf den ersten Blick klingt es nach viel Geld für die Fahrt, aber wenn man all das zusammen zählt, dann ist es eigentlich schon eher ein Schnäppchen.

Bis 19:00 zahlt man 80 Euro für eine Gondelfahrt, danach 100 Euro. Also nicht pro Person, sondern für die Fahrt.

Unser Gondel-Tipp

Wählt eine Abfahrt innerhalb der Kanäle und nicht vom Markusplatz weg. Gerade die schmalen Kanäle und die Fahrt unter der Rialtobrücke sind besonders schön. Um vom Markusplatz zur Rialtobrücke zu gelangen, müsst ihr eine längere und teurere Tour buchen. Wir finden es am schönsten nur zu zweit zu fahren – so habt ihr freie Sicht nach vorne. Klar, wenn ihr mit der Familie hier seid, dann fahrt ihr gemeinsam. Aber mit fremden Menschen würden wir keine Gondel teilen wollen.

Und: oh ja, gönnt euch die Fahrt. Es ist etwas ganz Besonderes so durch die Kanäle zu gleiten. Der Gondoliere erklärt euch Interessantes zu den Gebäuden ringsum – so kamen wir am Palast, in dem Casanova gewohnt haben soll, vorbei und am ältesten Haus der Stadt, dem Ca’ da Mosto aus dem 13. Jahrhundert. Besonders die Nähe zu den Palästen, zu den Grundfesten der Mauern, bewachsen von Algen und Muscheln – das sieht man nur aus dieser speziellen Sicht. Und auch das Gefühl des Fahrens selbst, gesteuert von einem Mann, der hinter einem steht. Das leichte Schwanken der Gondel, das geschickte Wenden und Reagieren. Wir haben keine Sekunde bereut, uns diese Fahrt zu zweit zu leisten. Auch wenn ich um Vorfeld nicht sicher war, ob es mir das wert ist. Ja, es war es wert, ohne jeden Zweifel!

Einfach so am Ufer angelegt, wie ein normales Boot. Vendig ist voller Gondeln.
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Auf den Kanälen ist viel los - Vaporetti, Motorboote, Ruderer und Gondeln.
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Enge Kanäle, das Gefühl, die Wände berühren zu können - das ist Venedig von der Gondel aus.
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Eine Prunkstraße, nur auf dem Wasser - am besten zu "erspüren" von der Gondel aus.
Eine Prunkstraße, nur auf dem Wasser – am besten zu „erspüren“ von der Gondel aus.
Warten auf ihren Einsatz! Noch sind wenige Gondeln unterwegs.
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So nah am Wasser, so nah an den Gebäuden, der Blick in die Tore. Ein Erlebnis!
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Brücken über die Kanäle - geht sich das aus? ja, aber bei Acqua alta heißt es aufpassen.
Brücken über die Kanäle – geht sich das aus? ja, aber bei Acqua alta heißt es aufpassen.
Türkises Meer, blauer Himmel und Gondeln. Dahinter die Stadt. Venedig pur!
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Alles ist hier stimmig - bis zu den Laternen. Und mein Gerald, der will Gondel-Fahren.
Alles ist hier stimmig – bis zu den Laternen. Und mein Gerald, der will Gondel-Fahren.

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