Italien – Venedig: die bunten Häuser der Insel Burano
Murano-Glas und die namensgebende Insel sind ja sehr bekannt, aber Burano? Beim Vorbereiten auf unsere Reise nahmen wir sie zum ersten Mal bewusst wahr, sie und ihre bunten Häuser. Vermutlich wird es eine Häuser-Reihe geben und das war es dann auch schon. Das war unsere Vermutung. So eine Art Werbegag.
Nein, so ist es nicht. Nicht eine Gasse und eine Handvoll Häuser, sondern eine ganze Insel voller quietschbunter Häuser, klein, aber unendlich groß in ihrer ansteckenden Fröhlichkeit. Kein Tag kann grau genug sein, keine Wolke tief genug hängen, um diese Frische und Leichtigkeit des Seins zu übertönen. Und wenn dann noch die Sonne vom Himmel lacht…. Genau so wie an unserem Burano-Tag!
Die Anreise war herrlich mit einem Vaporetto (Link zum Blogbeitrag: Vaporetto), es ist wie eine kleine Schiffreise. Die Linien 12 und 14 bringen euch nach Burano. Alleine die Überfahrt von rund einer Dreiviertelstunde wäre es schon wert gewesen, die Ausblicke auf kleine verlassene Inseln oder zurück nach Venedig sind grandios. Aber war uns erwartet, wird alles übertreffen.
Bei der zweiten Anlegestelle verlassen wir das Boot und gehen gerade ins Häusermeer hinein. Was für ein Anblick! Hier ist nichts mit Pastelltönen, den „ich will und trau mich nicht“-Farben, die man oft bei Häusern sieht. Nein, hier ist Farbe pur. Herrlich! Wir müssen unwillkürlich lächeln – ein verzücktes Grinsen breitet sich aus und ja, ehrlich gesagt bleibt es die ganze Zeit über im Gesicht. Hier muss man glücklich sein, kann man keine trüben Gedanken pflegen. Bei aller Fröhlichkeit ist es auch die Ruhe, die Entschleunigung, die uns hier auf Burano besonders beeindruckt.
Geschichten, wie es zu dieser Farbvielfalt kam, gibt es einige: so sollen die bunten Häuser bei Nebel geholfen haben, sich zu orientieren und die Fischer sicher in den Hafen zu leiten. Oder aber die Fischer fanden ihre eigene Anlegestelle schwer, durch die bunten Häuser wussten sie, wo sie zu Hause waren. Egal, ob hier ein Funken Wahrheit dabei ist oder es sich um nette Geschichten handelt – hübsch sind sie, die kleinen Häuser.
Da die Insel nicht besonders groß ist, lassen wir uns einfach treiben beim Spazieren, schauen in diese kleine Gasse, gehen über jene Brücke und schlendern einfach herum. Gelangen so zum Meer und auf anderem Weg wieder zurück ins Zentrum. Dort ist einer, der zwar nicht so bekannt ist, wie sein Bruder in Pisa, aber schief ist er auch! Der Glockenturm der San Martino-Kirche soll sogar noch ein wenig schiefer sein!
Berühmt für Burano sind kunstvollen Spitzen, die schon seit dem 14. Jahrhundert hier hergestellt werden. Die Nadelspitzen-Technik Reticella wurde von Generation zu Generation weiter gegeben und geriet zwischenzeitlich fast in Vergessenheit, bis sie 1872 von einer der wenigen Könnerinnen in einer Schule weitergegeben wurde. Durch das Aufkommen der maschinellen Stickerei wurde die Kunst aber immer mehr verdrängt. Im Museo del Merletto dreht sich alles um die Kunstwerke aus Spitze.
In vielen Geschäften finden sich Produkte mit Spitzen, von kleinen Sonnenschirmen über Blusen und Kleider bis hin zu Tischdecken. Besonders die hellen Kleider verströmen durch die Spitzen Sommerlust pur!
Kleine Mitbringsel aus dem Urlaub für unsere beiden Söhne waren immer schwierig zu finden, bis wir uns entschlossen haben, kulinarische Grüße aus den Regionen mitzunehmen. Hier auf Burano sind die Kekse berühmt – bereits seit dem ersten Weltkrieg gibt es die Bussolá, eigentlich ein Ostergebäck, aber mittlerweile ganzjährig zu kaufen. Patricia, eine befreundete Italienerin, gab uns den Tipp, beim Panificio Pasticceria Garbo einzukaufen. Und genau das haben wir auch getan – der alte Herr mit den freundlich lächelnden Augen in seinem kleinen Laden mit vielen, vielen Säckchen voller Leckereien ringsum! Hier werden die Kekse noch selbst hergestellt und das schmeckt man. Schwierig war es nur, die Kekse zu wählen! Denn lecker sahen sie alle aus!
In den wenigen Stunden, die wir in Burano verbringen durften, haben wir die Insel lieb gewonnen, wobei sie uns eigentlich ja von Beginn an in ihren Bann gezogen hat. Am Hafen trinken wir noch einen Capuccino, bevor wir wieder auf das Vaporetto steigen. Und freuen uns schon jetzt aufs nächste Mal, denn Venedig ohne Burano wird es für uns nicht mehr geben!