Fuerteventura: wandern von der Costa Calma zur wilden Westküste
Nur rund fünf Kilometer ist Fuerteventura an der schmalsten Stelle breit – und genau hier liegt im Osten die beliebte Urlaubsregion Costa Calma, mit breitem Sandstrand, dunklen Felsen und moderatem Wind. Ja, moderat, denn windstill ist es auch hier äußerst selten. Es weht nahezu immer ein Lüftchen. Drüben, an der Westküste ist hingegen eher die steife Brise, wie unsere deutschen Nachbarn sagen würden. Unsere Wanderung führt uns direkt von der Costa Calma über die einsame Steppe auf die Westküste von Fuerteventura. Dort gehen hinunter zur imposanten Meeresküste und auf spektakulären Pfaden an ihr entlang.
Eine Wanderung mit rund 15 Kilometern, die durch Wind und Sand durchaus anstrengend ist, auch wenn es nahezu keine Höhenmeter gibt. Die Küste ist für uns ganz klar eines der Highlights von Fuerteventura und ein absolutes Must-See! Festes Schuhwerk, genug zum Trinken und Trittsicherheit bei der Querung sind Voraussetzungen für diese Tour. Wer ein klitzekleines Abenteuer sucht, die Sonnenliege gegen die Trekkingschuhe tauscht und bei spektakulären Naturschauspielen ins Schwärmen kommt, der ist hier genau richtig!
Kurzfassung
Weglänge: 15,8 km
Höhenmeter Anstieg: 288 hm
Durchschnittliche Gehzeit: 4:44 – bedenkt hier immer, dass dies die reine Gehzeit ohne Pause ist! Am besten mal mit diesen Werten (und genügend Pufferzeit) vergleichen und so seine eigene Durchschnittszeit berechnen, kann schneller, aber natürlich auch langsamer sein!
Schwierigkeit: die Querung verläuft auf Schotter-Sandwegen, die eindeutig erkennbar sind. Durch den Untergrund fühlt es sich doch anstrengender an als auf normalen Wegen. Der Abstieg zur Küste ist an der nördlichen Seite (bei unserer Tour am Hinweg) einfach. Vorsicht aber bei der Querung selbst, da es hier teilweise recht schmal, rutschig und anspruchsvoll ist. Du kannst aber absteigen, das wilde Meer bewundern und ein wenig entlang der Küste gehen. So merkst du bald, ob du nicht lieber umkehrst und den selben Weg zurück nimmst, den du gekommen bist. Für mich mit leichter Höhenangst waren im letzten Abschnitt (Zwischen Aufstiegsmöglichkeit und unserem Aufstieg) drei Passagen, die mich doch gefordert haben. Für Gerald war es kein Problem!
Kondition: es sind zwar wenige Höhenmeter, aber Sand und Wind machen die Tour doch anstrengend. Wenn du merkst, dass du nach der Querung bereits müde wirst, dann genieß ein wenig die Küste und geh den selben Weg wieder retour. So sparst du Kilometer!
Markierung: teilweise mit Steinhaufen markiert, aber nur hin und wieder. Es ist jedoch immer sichtbar, wo ein Weg geht. Mit GPS wählst du einfacher den kürzeren oder sinnvolleren. Es ist aber recht einfach – immer möglichst gerade aus auf die andere Seite 😉
Weg-Alternativen: wenn du dir nicht sicher bist, ob der Weg entlang der Wasserlinie für dich passt, dann kannst du entweder gleich wieder aufsteigen oder nach einiger Zeit. Dieser erste Abschnitt ist der einfachere der Küstenwanderung.
Parken: wir sind direkt bei unserem Hotel gestartet – alternativ kannst du hier dein Auto parken (Entlang der Straße sind Parkplätze) oder mit dem Bus anreisen (zB Nummer 5). Er hält direkt beim Kreisverkehr.
Link: Straße vor Hotel
Landschaft/ Erlebnis/ Fotografie: wir sind beeindruckt und begeistert – was für eine Küste! Zählt zu unseren Top-Eindrücken. Gelber Sandstein, schwarze Lava und das wilde türkis-blaue Meer. Einfach stehen und staunen!
Einkehr/ Rast: nix! Also unbedingt Jause und besonders genug zum Trinken mitnehmen.
Tipp: Nimm dir genug warme Sachen mit (Jacke, Windbreaker, …) – wir sind mit kurzer Hose und Shirt von der Costa Calma losmarschiert und hätte uns deutlich mehr gewünscht, da es sehr kühl war. Der Wind bläst ungehindert und wirklich stark, das Meer kühlt mit… Wunderschön, aber besser, du hast noch eine Schicht im Rucksack mit, als du kannst es nicht genießen, weil dir kalt ist!
Beschreibung der Wanderung Ostküste – Westküste
Zuerst geht es für uns vom Hotel in den großzügigen Park, der gleich dahinter beginnt. Durch ihn gelangen wir zu einer Straße, die wir überqueren und in den nächsten Parkabschnitt. Auf der gegenüberliegenden Seite folgen wir der Straße ein wenig nach links und überqueren sie. Am Kreisverkehr nehmen wir die erste Ausfahrt (wenn wir ein Auto wären) und folgen der Straße bis zum Ende. Sie geht in einen nicht asphaltierten Weg über, der uns mit einer breiten Kurve Richtung Norden bringt. Vor uns liegt die große Verbindungsstraße, unter der wir durch müssen. Unser Weg bringt uns direkt zu einer solchen Unterführung. Du kannst sie nicht verpassen! Auf eines musst du hier achten: es dürfte der Haupt-Gassi-Weg sein und es liegen Unmengen an Hundegackis herum. Nur damit du nicht reinsteigst!
Kurz durch die Stadt, unter der Brücke durch und los geht’s!
Nach der Unterführung geht es nach rechts und in die weite Landschaft hinein. Wir wenden uns ein wenig nach rechts und folgen dem recht guten Weg. Ob du Bergschuhe oder lieber Trekkingschuhe wählst, bleibt dir überlassen, beides passt gut. Es ist immer wieder feiner Sand, der durch die feinen Gewebe mancher Schuhe (etwa meiner….) passt. Ich kenne das ja schon von Maspalomas und habe mittlerweile Routine im Ausleeren.
Der Weg selbst ist sehr eben und einfach zu gehen. Diese Leere und Reduktion in der Landschaft beeindruckt uns sehr. Trotz aller Kargheit eine Fülle an Farben und Strukturen. So gänzlich anders als alles, was wir bisher gesehen haben. Besonders spannend sind die Unmengen an Schneckenhäusern, die im Sand liegen. Gefühlt mehr Schneckenhäuser als Sand. Reste vom einstigen Meeresboden. Wie spannend!
Schluchten, Steine und sonst nichts!
Einmal geht es ein wenig hoch hinauf und eine Schlucht liegt vor uns. In ihr sind noch Reste eines Gebäudes und Tores zu sehen. Hier flitzt das einzige Hörnchen an uns vorbei. Vielleicht hast du es ja schon gelesen, diese Streifenhörnchen wurden nach Fuerteventura eingeschleppt und bedrohen die heimische Tierwelt, da sie sich sehr vermehren. Man darf sie daher nicht füttern! Gesehen haben wir an allen Tagen zusammen nur zwei Hörnchen….
Dann erreichen wir jenen Punkt, an dem wir Westküste und Ostküste von Fuerteventura sehen können. Beeindruckend – so schmal, diese Enge! Somit ist das Ziel klar und wir wandern entspannt auf unserem Pfad weiter. Nahe der Küste geht es ein wenig nach links und dann hinunter zur Küste.
Die Westküste – überwältigend, was für ein Farbenspiel!
Ja, ehrlich, wie sind überwältigt. Hatten ja schon gedacht, dass es uns beeindruckt, aber so unglaublich schön. Dieses Farbenspiel aus gelben Sandstein, schwarzer Lava und dem schäumenden türkisblauen Atlantik. Wir setzen uns mal hin und staunen. Da fehlen die Worte, einfach nur dem Naturschauspiel zuschauen. Ich weiß nicht, wie lange wir hier an diesem Punkt bleiben. Gerald treibt sich herum und fotografiert und ich schnappe mir mein Reisetagebuch und sketche. Egal, was du gerne tust – hier kannst du dich austoben. Malen oder fotografieren oder nur staunen. Dazu die Einsamkeit, es sind nur wenige Menschen, die wir an diesem Tag treffen. Hierher bringt dich kein Reisebus, hierher musst du gehen. Horch dem Meer zu, es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Melodien es spielt!
Der Küste entlang – Sandstein, Lava und der azurblaue Atlantik!
Der Westküste von Fuerteventura geht es Richtung Süden weiter. Der erste Abschnitt ist sehr einfach und zeigt dir eine Besonderheit: ein Lock im Sandstein, das wie ein Fenster wirkt. Herrlich! Die Küste wechselt ständig ihr Gesicht. Spannend! Aber auch unser Weg ist immer wieder anders, vom feinen Sand über felsig bis zu breiten Platten. Gib acht: hin und wieder sind „Löcher“ im Boden. Man sieht sie gut, keine Sorge. Aber wenn du nicht aufpasst, könntest du dir den Knöchel stauchen.
Der Pfad an der Westküste – ausgesetzt und wild!
Nach einiger Zeit gibt es eine Möglichkeit zum Aufsteigen. Wir folgen dem Westküstenpfad jedoch weiter, er ist einfach zu schön. Falls du wie ich zu Höhenangst neigst, dann dieser Tipp: es kommt eine Wegstelle, wo es schmal wird, du sehr eng dem Felsen entlang gehen musst. Ich hab mich hier sogar hingesetzt und bin auf dem Po hinüber gerutscht (Gerald ist einfach gegangen). Ab dieser Stelle wird es für Menschen wir mich ein wenig schwieriger. Es folgen noch zwei weitere Engstellen, wo mir Gerald die Hand gibt. Wenn dir diese erste Stelle schon unangenehm ist, dann kannst du vor ihr aufsteigen und lässt den weitern Abschnitt einfach aus.
Aufstiege hoch zur Ebene – und retour!
Wir gehen noch ein Stück weiter und dann müssen wir gut schauen: nur ein schmaler Trampelpfade geht dem Hang entlang nach oben. Du kannst ihn leicht übersehen. Oben angelangt verlaufen die Pfade nicht ganz so, wie sie auf unserer Karte eingezeichnet sind. Ist jedoch kein Problem, die Richtung ist klar und Wege gibt es ja. So nähern wir uns wieder der Ostküste und „stehen“ bei der großen Straße an. Ihr entlang gehen wir nach Norden, bis wir zu einer Unterführung kommen. Durch sie gehen wir und gelangen zurück an die Costa Calma!
Ja, dieser Tag war anstrengend und für mich ein wenig aufregend – aber er war es mehr als wert. Wenn du Naturschauspiele, imposante Landschaften und Wandern ebenso liebst wie wir, dann auf vom Sonnenstuhl und rüber an die wilde Westküste von Fuerteventura!