Camping Wolfgangsee: der Oktober im Salzkammergut, der Herbst am Campingplatz Berau beginnt
St. Pölten, Schmuddelwetter, kalt und grauslich. Wenn ich morgens mit dem Hund spazieren gehe, ist es finster. Diese Woche ist eine Ausfahrt zum Franz, unserem Wohnmobil, geplant. Ehrlich gesagt, muss ich mich aufraffen. Die Vorstellung in das kalte und doch vergleichsweise enge Wohnmobil zu fahren ist gerade inmitten von Alltagsstress aus Beruf und ringsum nicht verlockend. Sollen wir nicht lieber zu Hause bleiben? Noch dazu, wo ich weiß, dass ich im Franz arbeiten muss. Also nicht nur Freizeit genießen kann.
Da ist es – bei uns zumindest – gut, dass wir zu zweit sind. Der zweite, in meinem Fall Gerald ist voll motiviert und stellt das alles zum Glück gerade nicht in Frage. Sonst wären wir vermutlich zu Hause in St. Pölten geblieben. So aber sitze ich am Nachmittag im Auto und fahre uns nach Oberösterreich. Zweieinhalb Stunden sind es, die wir im Bestfall brauchen. Und nach einigen Besuchen wissen wir auch: ja, das passt noch gut, aber viel länger sollte es nicht mehr sein, damit man auch gerne für kurz hinfährt. Als Berufstätige ist es immer so: wenn wir vom Wolfgangsee heim kommen, geht es direkt am folgenden Tag in die Arbeit. Dh alles, was man an „Unordnung“ mitbringt, muss parallel zum Berufsalltag erledigt werden. Kein Problem, aber so ist es. Und auch wenn ich viel mit dem Auto fahre, so bin ich nach zweieinhalb Stunden doch ein wenig müde. Ich bin bei uns die Autofahrerin, damit Gerald in der zweiten Reihe sitzen und arbeiten kann. Das ist so, wenn wir mit dem Franz unterwegs sind, aber auch im normalen Auto. Schaut auf den ersten Blick recht witzig aus, besonders im PKW, wo Gerald wie bei einem Taxi oder wie der Generaldirektor mit Chauffeur aus der zweiten Reihe aussteigt.
Schon auf der Fahrt hierher ist meine Skepsis verfolgen – ich fahre immer über den Traunsee, kaum geht es nach der Autobahn über die Bundesstraße ins Salzkammergut hinein, bin ich entspannt und im Glücklich-Modus. So ein leichtes Lächeln ist plötzlich da. Ja, die Seen, sie tun mir in der Seele gut. Weiter geht es über Bad Ischl oder besser gesagt daran vorbei. Die Kathrin ist schon weiß angezuckert und wir sind gespannt, ob wir auf einer unserer Wanderungen schon frischen Schnee sehen. (PS: ja, den treffen wir auf der Bleckwandhütten-Tour).
Am Campingplatz angekommen – zuletzt waren wir vor rund zwei Wochen, also Ende September hier – ist es wie leer gefegt. Die erste Reihe, also direkt am See, ist noch nahezu voll, die zweite bereits leer. Somit fast schon freie Sicht auf den Wolfgangsee! Perfekt. Aus dem Franz kommt klare, kalte Luft – gefühlt sogar ein wenig kälter als hier draußen. Also schnell die Heizung aufdrehen! Die läuft zwar wirklich superfein, aber es dauert doch so seine Zeit. Da es auf den Abend zugeht, haben wir die perfekte Lösung: während sich der Franz aufwärmt, gehen wir essen! Wir lieben diese Möglichkeit am Campingplatz Berau. Es gibt es Pizzeria und ein traditionelles Lokal. Beide sind von wirklich super Qualität – und wir sind da als begeisterte Köche und Genießer sehr heikel!
Danach ist es im Franz „bacherlwarm“ – noch ein wenig die frische Seeluft genießen und ab ins Bett, ich auf mein Juchhe (ich schlafe oben) und Gerald in sein Bett im Erdgeschoß. Uns war es zu zweit oben im Alkoven schlichtweg zu eng zum gemütlich schlafen, so haben wir uns umorganisiert. Die doppelte Sitzgruppe ist immer als Bett umgebaut. Hinten seitlich haben wir noch eine kleine Sitzgruppe, wo zwei Personen Platz haben – da essen und arbeiten wir.
Duschen und WC im Gebäude – kein Problem, drinnen ist es angenehm warm, das Wasser perfekt und wenig los. Würde es regnen, könnten wir natürlich auch im Wohnmobil auf die Toilette gehen. Aber solange es so fein draußen ist, nutze ich lieber die öffentliche Anlage. Schlafen? Wie immer herrlich hier, diese Ruhe. Das hat uns ja als Camping-Neulinge total erstaunt. Bisher war es immer ruhig in der Nacht, wir konnten super schlafen. Ob wir da jetzt einfach Glück hatten oder es generell so ist – keine Ahnung, es hat auf alle Fälle gepasst.
Was ich besonders am nächtlichen WC-Besuch schätze? Nie würde ich einfach so in der Nacht raus gehen, nein, sicher nicht. Hier sehe ich den Sternenhimmel, der bei der geringen Lichtverschmutzung viel beeindruckender ist als zu Hause. So bleibe ich mal gerne ein paar Minuten stehen, schaue Richtung Himmel, suche den Großen Wagen und beobachte den Mond. Manchmal gehe ich bis zum See nach vorne und bestaune das nächtliche Bild.
Am folgenden Morgen ist es sogar ein wenig wärmer, frische Semmerl (Brötchen) gibt es im Shop, ein Service, das wir sehr schätzen. Heute ist eine Wanderung auf die Bleckwand geplant – was für eine feine Tour! Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück und ich kann das tun, was ich hier so liebe. Mit meinem Campingsessel draußen sitzen und die Abendsonne genießen. Dabei gestalte ich mein Reisetagebuch – ein eigenes Skizzenbuch bleibt hier im Franz und jedes Mal, wenn wir hier sind, folgen neue Seiten mit Datum und ein paar Impressionen. Ich liebe ja Urban Sketchen und so zeichne ich Motive von den Wanderungen oder von hier am Campingplatz ins Heft, klebe die Karte der Schafbergbahn ein oder stemple mit meinen vielen Motivstempeln eine Seite. Es geht sich gerade noch aus – colorieren muss ich den Baum dann aber aus meiner Phantasie, so schnell versinkt die Sonne hinter den Bäumen.
Apropos Bäume: ja, sie sind schon herbstlich gefärbt! Wenn die Sonne scheint, beginnen sie zu leuchten. Das Blau vom Wolfgangsee und vom Himmel wird noch intensiver. Ja, die ganze Landschaft strahlt! Kann man sich je sattsehen an dieser Pracht? Vielleicht ist es, weil ich ein Herbstkind bin, ich weiß es nicht. Auf mich übt der Herbst eine Anziehungskraft aus, ich muss stehen und staunen! Ich liebe dieses Farben und Lichtstimmungen. Ist es meine Lieblingszeit? Schwierig, da ich alle Jahreszeiten mag, aber müsste ich mich für eine entscheiden, dann wäre es der Herbst. Dieser spezielle Geruch, der in der Luft liegt. Diese Farben und dieses Licht!
Tagsüber ist der Franz nicht mehr so kalt geworden wie bei unserer Anreise. Es wird schnell gemütlich, nachdem wir die Heizung aufgedreht haben. Nachts beobachten wir den Mond, der heute besonders gut zu sehen ist. Wir nehmen extra das Fernglas mit, damit wir die Krater sehen können.
Der folgende Tag ist bedeckt, in der Nacht hat es leicht geregnet. Ein Arbeitstag für uns. Das ist der Vorteil, wenn ein Teil des Jobs am Computer ist. So sitze ich im umgedrehten Beifahrersitz und Gerald hinten am Tisch. Platz ist ja bekanntlich in der kleinsten Hütte oder eben Wohnmobil. Dick eingepackt wandere ich für einige Zeit nach draußen in mein Outdoor-Büro am Campingtisch. So viel frische Luft, herrlich!
Bei bestem Herbstwetter brechen wir am dritten Tag zu wohl einer der berühmtesten Wanderungen hier auf: auf den Falkenstein, ganz den Spuren vom Heiligen Wolfgang folgend. Wir sind den ganzen Tag unterwegs, da wir – wie meist hier – länger geschlafen und dann noch ein gemütliches Frühstück genossen haben. Zurück kommen wir in den frühen Abendstunden, noch im Hellen und wieder kann ich vor dem Franz sitzen und den Sonnenuntergang erleben. Am Campingplatz war tagsüber ein Kommen und Gehen. In den ersten beiden Reihen hat sich einiges getan. Für uns als Neulinge ist es ja noch immer spannend, die einzelnen Wohnmobile zu betrachten. So viele verschiedene in Größe, Alter und Preis. Diesmal sind auch einige ganz große dabei. Unglaublich, was die kosten und wie riesig sie sind. Und gleich daneben der klitzekleine T3-Bus mit Vorzeit und bunter Bemalung. Ja, hier gibt es alles. Das mögen wir besonders, jeder wie er mag und wie es für ihn passt.
Fazit nach unseren ersten Herbsttagen im Wohnmobil: passt gut, wird schnell warm und ist sehr gemütlich drinnen. Dick eingepackt kann man sogar noch draußen sitzen. Herrlich ist die Ruhe der Nachsaison! Allein schon der Anblick des Sees mit den Nebelschwaden über ihm entspannt Auge und Seele und lässt den Alltagsstress verschwinden.