Führerscheinfrei sind sie, die Hausboote in vielen Regionen Europas. Einfach zu fahren und simpel zu bedienen sollen sie sein. So steht es in Katalogen und im Internet. Aber stimmt das auch? Macht es Spaß als Anfänger mit dem Hausboot durch den Elsass zu fahren? Unsere Tipps und Erfahrungen!
Es sind mittlerweile Jahrzehnte, dass uns ein Hausbooturlaub im Kopf herumspukt. Heuer ist es endlich so weit, wir stechen in See, wobei Kanal wohl treffender wäre. Es ist der Elsass mit dem Rhein-Marne-Kanal, den wir uns aussuchen.
Diese Wahl hat zwei Hauptgründe. Einerseits aus Ostösterreich schneller zu erreichen als viele andere Fahrgebiete und andererseits ist es ideal für Anfänger wie uns. Gut, es gibt noch Grund drei und vier. Das ist der Elsass selbst, wir lieben Fachwerk, Käse und guten Wein. Und zuletzt noch drei technische Spezialitäten, die mein Gerald so schätzt. Das Schiffshebewerk Arzwiler, die Tunnel und die höchste Schleuse ganz Frankreichs.
Anfänger-Tipp Hausboot: Beratung bei der Bootwahl!
Bei der Wahl des Bootes lassen wir uns von Locaboat beraten. Passend für zwei und einen Hund. Es wird die Penichettes Evolution.
Unser Artikel über das Boot: Hausboot
Die Seite bei Locaboat: Penichettes Evolution
Schau dir im Internet die verschiedenen Boote gut an, oft gibt es einen virtuellen Rundgang und tolle Fotos. Was ist dir wichtig? Wie viele Personen seid ihr an Bord? Sind Kinder dabei? Oder Hunde? Und frag ruhig nach, die Profis helfen dir da bei deiner Entscheidung am besten weiter mit ihrem Erfahrungsschatz.
Anfänger-Tipp Hausboot: Fahrgebiet wählen
Es gibt wirklich viele Fahrgebiete in Europa, vom Norden bis in den Süden. Überleg dir, was du erleben möchtest. Natur pur oder pulsierende Städte?
Rundkurs oder Hin- und Retourfahrt? Wir haben uns bewusst für eine Hin- und Retourfahrt auf der selben Strecke entschieden. Aus einem einfachen Grund, so kannst du einfach so weit fahren, wie es für dich passt und dann umdrehen.
Bei einem Rundkurs musst du die Runde absolvieren, also täglich gewisse Kilometer fahren. Bei Sonnenschein und wenig los bei Schleusen kein Problem, bei Regenwetter oder viel Andrang kann das auch mal stressig werden. Bei deinem ersten Hausboot-Abenteuer weißt du noch nicht, wie viele Stunden du pro Tag fahren magst.
Am besten ist eine Strecke mit wenig Berufsverkehr, so wie hier im Elsass!
Jeder in seinem Tempo, nach seinem Geschmack!
Denn eines ist wichtig: Hausboot-Fahren soll Spaß machen und entschleunigen und nicht vom Druck am Ziel anzukommen geprägt sein! Wir wollten ursprünglich bis Nancy fahren. Doch schon bald merken wir, dass uns das zu weit ist. Wir müssten täglich viel mehr fahren, damit wir am Ziel dann auch Zeit verbringen können. Denn nur anlegen, einmal schnell in die Innenstadt und schon wieder zurück wollen wir nicht.
Es wäre sich ausgegangen, sicherlich. Eine Schweizerin mit Mann und Söhnen war sogar zwei ganze Tage in Nancy. Sie fuhr den ganzen Tag immer Vollgas, Schleuse, Vollgas, Schleuse und machten demenstsprechend viele Kilometer. Ihr hat es so Spaß gemacht, wir wollten das nicht. Was wieder etwas so Geniales am Hausbooturlaub ist. Jeder in seinem Tempo, nach seinem Geschmack!
Anfänger-Tipp Hausboot: Einkaufen für eine Woche!
Hier im Elsass sind wir in Natur pur unterwegs. Das ist überaus idyllisch und von uns sehr geschätzt, aber einkaufen einfach so, das gibt es nicht. Hätten wir es nach Nancy geschafft, dann ja. Aber so leider nein! Einzig ein Bäcker und einmal ein Lokal (Niderviller), dicke Empfehlung, gleich nach dem Hafen!
Wenn du wie wir in Lutzelbourg startest, dann hast du nur ein paar Kilometer von Locaboat entfernt direkt an der Anfahrtsstrecke ein paar Supermärkte.
Link: Supermarkt
Denk hier besonders an das Wasser und rechne Kaffee und Tee dazu! Gerade bei den Getränken gilt lieber mehr als zu wenig. Du kannst mit dem Auto bis zum Boot beim Einladen fahren, da ist es egal, wie viel du mit hast.
Wenn du an einem anderen Hafen startest, dann such dir einen Supermarkt am besten schon zu Hause im Internet heraus, damit du dann vorort nicht suchen musst!
Unser Hausboot ist extrem clever von der Raumaufteilung, jede Fläche wird für Stauräume genutzt. Unsere großen Koffer wären an Bord aber schlecht zu verstauen gewesen. Daher unser Tipp: verstau den Inhalt deiner Koffer in den Fächern und lass die Koffer selbst im Auto. Alles, was du an Bord nicht brauchst, bleibt im Auto.
Bevor du loslegst, geht in Ruhe noch einmal alles durch, ob du auch nichts im Auto vergessen hast. Bedenke Ladekabel oder Medikamente, Handy oder Kameraakkus. Wir machen das immer zu zweit und besprechen einmal durch, was alles da ist. Das klappt bisher immer superfein.
Anfänger-Tipps Hausboot: Einschulung
Bevor es nun los geht, gibt es eine Einschulung vom Hausbootverleih. Hört euch das alle an, nicht nur der künftige Kapitän. Jetzt ist der Zeitpunkt eure Fragen zu stellen und wie überall, es gibt keine dummen Fragen.
Besonders der Knoten zum Anlegen muss sitzen und das Steuern. Macht euch kleine Notizen, wenn ihr es lieber schwarz auf weiß habt.
In Lutzelbourg bei Locaboat ist es besonders fein, dass wir die Einschulung auf Deutsch bekommen. Unser Englisch ist zwar nicht schlecht, aber bei so einem neuen Gerät und so vielen Infos ist uns das doch lieber. Der zweite Vorteil ist hier, dass der Mitarbeiter mit uns bis zur ersten Schleuse fährt, diese ist in beide Richtungen nur wenig vom Heimathafen entfernt.
Die Schleusen, besonders zu zweit, haben mir im Vorfeld etwas Sorge bereitet. Wobei Sorge schon ein zu großes Wort ist, aber halt doch etwas, worüber man nachdenkt. Nach dieser ersten begleiteten Schleuse ist alles klar und jede Scheu genommen. Schleusen? Kein Problem, wir kommen!
Anfänger-Tipps Hausboot: klare Aufgabenverteilung
Gerald ist einfach ein begnadeter Kapitän, gleich von Beginn an. Wie er das Hausboot manövriert, unglaublich. Als hätte er es schon oft gemacht. Ja, Wasser ist sein Element. Wobei ich jetzt nicht glaube, dass ihm da das Surfen hilft. Egal, er ist top und es macht ihm Spaß.
Ich selbst probiere es natürlich auch aus, damit ich es im Fall der Fälle kann. Denn das ist wichtig, jeder sollte jede Position können und kennen! Aber sonst bin ich der Matrose, der fürs Anlegen, Schleusen und das "Leinen los" verantwortlich ist. Meist vorne am Schiff, scherze immer, ich sei seine Galionsfigur.
Anfänger-Tipp Hausboot: Bootshandbuch lesen
Das Bootshandbuch und die Streckenkarte gibt es für uns bei der Übernahme vom Boot. Im Handbuch finden sich alle wichtigen Infos für den Hausbooturlaub. Eine Bedienungsanleitung vom Schiff, die Verkehrszeichen und wichtige Infos zur Region.
Die Streckenkarte hätte ich gerne schon zu Hause gehabt, da ich immer unsere Reisen plane. Auf ihr siehst du den Verlauf des Gewässers mit Anlegestellen, Häfen und Besonderheiten. In den Häfen zeigen Symbole, was es dort gibt. Das können Lokale oder Geschäfte sein. Verlass dich aber nicht zu sehr auf diese letzten Infos, bei uns gab es einen Bäcker und ein Geschäft nicht mehr.
Wenn du den Tipp mit dem Einkaufen befolgt hast, dann ist das aber nicht schlimm. Du bist ein paar Kilometer unnötig mit dem Rad gefahren, aber mehr nicht. Mit der Karte kannst du deinen Tag besser planen, da du weißt, wann der nächtste Hafen kommt. Willst du in einem Hafen nächtigen, dann empfehlen wir dir schon am Nachmittag anzulegen. Die werden meist sehr voll!